Was lässt mich gut fühlen?

Heute war ein merkwürdiger Tag. Zwischen all dem aufgeregten Geflatter habe ich unglaublich viel gelesen, wild drauf los im Internet. Ich kam auf alle möglichen Websiten, Artikeln und Leseproben von Büchern, dass mein Kopf qualmt.

Wenn ich in so einer Rage bin, dann merke ich auch, dass mich etwas antreibt, ich kann nicht damit aufhören. Natürlich will ich es nicht haben, weil es getrieben ist und weil es mich auslaugt.

Heute kann ich entspannt darauf zurückblicken, ja es ist getrieben, und ja es fordert mich, strengt mich an, aber das ist auch mal ok. Wenn das Feuer brennt muss ich eben die Suppe kochen.

Es macht so unglaublich viel Spaß sich alles zu erlauben, absolut alles. All die Zustände, die normalerweise von den üblichen Instanzen sanktioniert werden, dürfen einfach sein. Sie gehören zu mir, zu meinem momentanen Ausdruck, sind Teil des Lebens das mich liebt. Mit diesem Satz kann ich immer mehr anfangen. Wenn mir das einer vor sechs Monaten erzählt hätte, hätte ich ihn mitleidig angeschaut. Da konnte ich Liebe kaum schreiben geschweige denn aussprechen. So unangenehm war mir das. Und nun geht mir das immer flotter über die Lippen, alles ist möglich.

Ich habe aus meinen Recherchen noch zwei Dinge mitgenommen. Den Satz: ‚Was würde jemand tun, der sich selbst liebt?‘ Das ist so eine Art Pendant zu meiner Sehnsuchtsmutter, weil es einfach Momente gibt, in denen der Zugang so verstellt ist, dass ich mich nicht verbinden kann. Und diese Frage bringt mich über die mentale Ebene wieder zurück. Auch das geht.

Und meine Lieblingsfrage des heutigen Tages ist: Was lässt mich gut fühlen? So ganz schlicht und ohne weitere Beurteilung ob denn das auch im Sinne welchen Systems auch immer erlaubt ist.

Befreiung zur Freude. Und wenn man, so wie ich, der Freude in seinem Leben bisher nicht viel Raum gegeben hat, wenn man gar nicht weiß was das genau sein soll, weil man sie erstens selten fühlt und zweitens sich auch nicht nach ihr richten würde, wenn man sie fühlen würde, dann könnte das eine Hilfe sein.

Und sich nach der Freude zu richten, die Freude zum Leuchtturm zu machen, der uns den Weg weist, das wird uns nicht beigebracht, das ist nicht hoch angesehen. In meiner Kindheit spielte Freude keine Rolle, es ging um Leistung, ums brav sein, um so sein wie es andere erwarten, aber niemals darum was mir Freude macht. Im Gegenteil, wenn ich mit Freude als Begründung ankam, dann war das ein sicherer Grund mein Anliegen besonders misstrauisch zu beäugen um es so schnell wie möglich abzulehnen. Aus der Freude kann nur etwas Schlechtes, Liederliches, im besten Falle Unnützes rauskommen, das glaubten alle um mich herum. Härte und Selbstüberwindung waren die herrschenden Götter.

Mich also zu fragen was mir Freude macht ist schon eine Überforderung, da habe ich keine Antwort drauf. Hier kommt die Frage ins Spiel. Was lässt mich gut fühlen? Das kann ich beantworten.

Ich möchte mich morgen dieser Frage widmen, absolut unzensiert (vor mir selbst) und für alles offen, und mal schauen, was es denn so sein wird, und ob es überhaupt etwas sein wird. Ich bin gespannt.

Ich kann schon mal festhalten, diese Verabredung mit mir selbst getroffen zu haben lässt mich gut fühlen.

Ein gackerndes Huhn zu sein ist auch ok

Heute ist viel Angst da. Dieser unsichere Kindergeburtstag macht mir schwer zu schaffen.

Den ganzen Tag war ich im Widerstand, merke ich erst jetzt, ich wollte es nicht haben, ich wollte nicht von solch einer tatsächlich völlig unbedeutenden Sache derart nachhaltig aus der Bahn geworfen werden.

Immer wieder konnte ich mich mit der Sehnsuchtsmutter verbinden, und hatte Trost und Mitgefühl für mich. Nach kurzer Zeit falle ich wieder raus, immer und immer wieder lande ich im Strudel.

Es ist aber nicht überwältigend, zu einem gewissen Teil kann ich mir beistehen. Trotzdem ist da Widerstand.

Zufällig stoße ich auf folgenden Artikel, das ist genau das was ich brauche, sie spricht mir aus der Seele, oder anders, ich stehe genau an dem Punkt an dem ich diese Worte richtig gut brauchen kann, sie beruhigen mich und bestärken mich. Klären manches noch auf und machen das Bild vollständiger. Absolut auf meiner Wellenlänge. Wie toll, tatsächlich, das Leben liebt mich, es führt mich zu dem was ich brauche.

Sofort wird mir klar, was bei mir los ist. Ich will den Zustand konservieren oder immer wieder herstellen, in dem ich nicht in einer Schleife hänge. Aber das kann nicht sein, ich werde immer wieder in irgendwelchen Schleifen hängen, so ist es. Wie dort beschrieben, auch Buddha wurde nach seiner Erleuchtung weiterhin vom Dämon Mara (von seinen Schattenseiten) aufgesucht, nur kämpfte er jetzt nicht mehr gegen ihn, er trank Tee mit ihm! Wie geil ist das denn! Diese kleine Anekdote ist mir doch tatsächlich bisher noch nicht untergekommen, oder vielleicht doch, aber ich habe sie überlesen, weil ich für die Information noch nicht bereit war.

Jeder braucht etwas anderes, muss einen anderen Weg gehen, und manche Informationen können veraltet sein (für die jeweilige Person) oder auch zu früh kommen. Das weiß ich schon lange, aber nun lese ich es, das bestärkt.

Es geht nicht darum in einem völlig unidentifizierten Zustand der immerwährenden Glückseligkeit zu verharren, sondern sich immer mehr auszudehnen und alles zu integrieren. Ok, bekannt, nur was ich gerne immer wieder ausblende, ich dass der Schatten, der Strudel, der Dämon Mara bis in alle Ewigkeiten vorbeischauen wird. Ich hoffe ja immer, das war’s, den habe ich vertrieben. Und schon ist er wieder da.

Ich kann wieder lächeln, die Welle ist mal wieder vorbeigegangen, kaum akzeptiert man ihre Existenz, schon schwindet sie. Ein ewiges Paradoxon.

Und noch eine Information habe ich bekommen, dreimal habe ich heute in unterschiedlichen Zusammenhängen gelesen, dass es darum geht der Freude zu folgen, dem was wir uns wünschen, was uns gut fühlen lässt, eine Qualität die in unserer Zeit wenig unterstützt wird, wo eher eine abergläubische Furcht vor zu viel Freude herrscht (bei mir auf jeden Fall). Und die Freude wird uns auch mit den Schwierigkeiten bekannt machen, mir dem was geheilt werden möchte.

Das bedeutet für mich, dass der Sehnsucht zu folgen genau dazu passt, aber auch dass dieser Weg eben auch nicht frei von Schwierigkeiten sein wird, wie doof aber auch!

In diesem Artikel steht auch noch etwas schönes, dass die Seele heil in uns ist, ihr Licht aber von all den Schatten der Biographie verschmutzt ist, wie dreckige Fenster, die das Licht abhalten. Im Laufe des Saubermachens scheint das Licht von alleine immer mehr durch, man sieht die sauberen und die schmutzigen Stellen. Wenn alles noch vollständig verschmutzt ist, dann können wir das Licht nicht sehen, das passt so gut zu meiner Erfahrung, die so lange nicht verstand von welchem Licht, oder Liebe oder Wohlgefühl alle nur sprechen. Aber ich musste nur so unglaublich viel aufräumen und putzen.

Und jetzt sehe ich einen Strahl in all dem Schmutz, dadurch sieht alles neu aus, Schatten und Licht werden für mich sichtbar.

Deswegen kann ich zu diesem Zeitpunkt des Weges erst etwas mit all den Hilfen anfangen, die die Verbindung zur Liebe stärken. Vorher konnte ich keinen einzigen Strahl erkennen, womit sollte ich mich auch verbinden?

Aber nur putzen ohne die Helligkeit zu genießen war irgendwann auch nicht mehr genug, und ich wurde zum nächsten geführt. Ich staune ehrfürchtig vor der Brillanz des Universums.

Und wenn manche Praktiken wie z. Bsp. Affirmationen mir noch völlig absurd vorkommen, dann ist an dieser Stelle noch viel Schmutz auf dem Fenster. Ich kann dann etwas Positives, Wohlwollendes noch nicht glauben, weil ich den negativen Gegenstimmen viel mehr glaube. Ich bin gespannt wie sich das entwickelt. Wie aufregend!

Heute habe ich es für eine kurze zeit wirklich fühlen können. Als ich diesen Artikel fand, der genau das behandelte womit ich mich gerade beschäftige, da wusste ich: Das Leben liebt mich, es unterstützt mich und führt mich.

Ansonsten flattere ich heute nur so durch meinen Alltag, die Anspannung und die Aufgeregtheit sind soll da. Ich erinnere mich selbst an ein aufgeregt gackerndes Huhn. Warum auch nicht? Ich kann doch auch mal ein Huhn sein, ein ganz aufgeregtes. So ist es heute eben.

Ich blicke liebevoll lächelnd auf mich. Und amüsiere mich über diesen ganzen irren Film. Ganz großes Theater.

Lügen ist auch eine Option

Großes Unwohlsein. Zieht mich völlig in seinen Bann. Die liebevolle Stimme in mir sagt, ich soll es mir anschauen um es zu entzaubern. Also gut.

Der Konflikt im mir dreht sich um den Kindergeburtstag. Meine Tochter hat hohes Fieber. Sie wird wahrscheinlich morgen nicht gehen können. Obwohl sie unbedingt will. Die andere Tochter will gar nicht so unbedingt da hin, wenn ihre Schwester nicht geht, wird sie gar nicht mehr gehen wollen, wahrscheinlich.

Das geht für die Ef gar nicht, mein Mann sieht darin kein Problem (wie immer). Die Ef sähen es lieber, dass die ältere geht, selbst wenn die jüngere dann noch mehr leidet, weil dann…ja weil dann was? Wo ist da der Hund begraben?

Ich komme da nicht so leicht ran, das unterbewusste System stuft es wohl als hochgefährlich ein und verbirgt es gut vor mir. Aber ich möchte es gern wissen, egal was es ist. Weil eines sicher ist, es ist nicht die Wahrheit.

Weil ich dann der Mutter erklären muss, dass beide Kinder nicht kommen und ich mich dafür schäme.

Ja, aber warum, du kannst doch nichts dafür?

Dass eine krank ist nicht, das wäre gar nicht das Problem, aber dass die andere nicht mehr gehen will, das ist das Problem.

Hm, aber du weißt doch gar nicht ob sie gehen will oder nicht.

Stimmt, aber es kann sein.

Ok, sie will also partout nicht gehen, was wäre dann so schlimm daran?

Was soll ich denn sagen, lügen darf ich nicht, und die Wahrheit möchte ich auch nicht sagen.

Du darfst nicht lügen?

Nein, lügen ist das Allerschlimmste, dann geht alles zugrunde.

Wie genau?

Ich weiß nicht, mir dämmert, dass das eine ganz nachhaltige Konditionierung ist, immerhin hat mir mein Vater wegen Lügens damals die Haare abgeschnitten, und es ist für mich seitdem ein Tabu.

Puh, jetzt ist es wenigstens raus, darum geht es. Von Außen betrachtet ist es schon schräg, stundenlanges Unwohlsein, weil die kleine Tochter vielleicht nicht auf einen Kindergeburtstag gehen kann. Aber in mir drin ist genau das das Drama, es lähmt mich.

Ok, kann ich es auch anders sehen? Ich verbinde mich, es strömt ganz viel Liebe und Verständnis von mir zu mir, immer wieder, wie erstaunlich zuverlässig. Ich merke, dass diese ganzen Gedankenspielchen, was sage ich wenn x eintrifft und so weiter, völlig sinnlos sind, weil ich gar nicht weiß was passieren wird, und wie es morgen aussieht. Bei Kindern ist es absolut im Rahmen des Möglichen dass meine kranke Tochter auch wieder fit ist.

Es wird sein, wie es sein wird, und ich werde spontan ganz genau wissen was zu tun ist. Alles ist dann eine Option, auch Lügen.

Wow, was für ein Tabubruch, es fallen tausend Tonnen Gewicht von meinen Schultern, Lügen ist auch eine Option, das zeigt mir die Liebe, gerade die, wie schräg. Aber ja, alles ist möglich und erlaubt, keine Türen werden voreilig zugemacht, Offenheit in alle Richtungen, das ist die Liebe.

Ich bin unglaublich berührt und erleichtert. Jetzt kann ich schlafen gehen, der Frieden ist wieder da.

Das Universum ist freundlich

Ich habe eben eine Übung frei nach einem Buch ausprobiert.

Mich vor den Spiegel stellen und mehrmals ‚Das Leben liebt mich‘ sagen. Es war im Buch schon die Rede, dass diese Übung am Anfang die schlimmsten Kritiker auf den Plan ruft.

Und so war es auch. Zuerst habe ich mich nur im Spiegel angeschaut, ich fokussierte mich auf das, was mir an mir gefällt, mein Gesicht, meine Schultern und Hals. Das gefiel mir, ein kleines Lächeln zeigte sich.

Dann der Satz: ‚Das Leben liebt dich‘, ich sagte lieber dich, zu dem Bild im Spiegel. Sofort rückten der Bauch und das restliche Fett überproportional in den Vordergrund, ich spürte Abscheu und den Satz: Du bist so unglaublich fett und hässlich. Oha, ganz schön krass.

Dann nochmal: ‚Das Leben liebt dich‘, der Bauch wurde noch größer, ’siehst du nicht wie du aussiehst, wie kann dich da das Leben lieben?‘.

Ich machte trotzdem weiter, mehrmals hintereinander, das gesamte System verschärfte die Reaktion, starker Druck auf der Brust, Schwindel, Übelkeit. Ich machte weiter, die Reaktionen ließen nach, und Trauer kam hoch, Trauer darüber, dass ich so über mich denke.

Ich verbinde mich mit meiner Sehnsuchtsmutter, sofort verändert sich das Bild, ich finde mein Gesicht schöner, strahlender, mein Körper sieht plötzlich auch gut aus, so dick wie er ist trotzdem von einer eigenen Schönheit, und dazu sehr schön dekoriert durch meine Kleidung. Ich lächle. Ich sage es nochmal: ‚Das Leben liebt dich‘. Ich bin total berührt, ich spüre die Sehnsucht danach, dass dieser Satz wahr ist, ich höre innerlich: ‚Ja, ich bin bereit das zu glauben‘

Den Rest des Tages war ich nur unterwegs, verschiedene Termine mit den Kindern, für die ich auch noch das Auto meiner Schwiegereltern gebraucht habe. Zwischendrin habe ich tatsächlich gedacht, was für ein Glück es doch ist, dass ich mir dieses Auto praktisch immer problemlos ausleihen kann, meine Eltern würden mir ihr Auto nie leihen. Als Gegensatz zu sonst, wo ich mich ärgere, dass ich auf sie (die Schwiegerletern) angewiesen bin.

Solche Termintage sind für mich der pure Auslaugstress. Ich vergesse mich dabei so gründlich, dass ab einem bestimmten Moment nur noch Essen mich auffüllen kann. Heute war es anders. Ich konnte mich zwischendurch immer mal verbinden, meistens nur für Sekunden bevor ich vom Strudel der Ereignisse wieder fortgetragen wurde. Ich habe kein Essen gebraucht, stelle ich gerade verwundert fest. Das bisschen Verbinden hat mich genau so stabilisiert wie kleine Häppchen zwischendurch. Das Fazit des Tages.

Und jetzt am Abend, bin ich nur leicht satt, nicht sehr satt wie sonst. In all den Jahren konnte ich nur sehr selten, und auch nur bei Seminaren abends nicht sehr satt bis voll sein. Weil etwas in mir voll sein will. Was habe ich verkörpert, mit diesem Teil gesprochen, hinterfragt und und und. Hat nie etwas gebracht, der Drang war immer stärker. Schon lange hatte ich es akzeptiert, dass es einfach nicht anders geht, im Moment.

Doch heute geht es. Ganz unabsichtlich, unaufgeregt, nebenbei quasi. Und mir wird der Grund auch sofort klar. Ich bin ausreichend mit der Fülle in mir verbunden, ich brauche die Fülle von außen nicht so sehr.

Trotz weiter turbulentem und unsicheren Alltag. Das Auto kann nicht von unserem Haus- und Hofmechaniker repariert werden, es muss in die Vertragswerkstatt, das muss man hinbringen irgendwie, ich brauche weiterhin ein Ersatzauto, meine Jüngste ist krank, ich weiß nicht, ob sie morgen zu dem Geburtstag kann, ihre nächst ältere Schwester ist da auch eingeladen, wenn die eine geht und die andere nicht wird es schlimme Tränen geben, gab es heute schon, weil sie nicht mit dem Kindergarten zum Schlittenfahren gehen konnte, das Geld und ach, immer was…

Jedoch, das Verbinden wird mehr und mehr zu meinem Anker, und ja, ich kann schon ein wenig mehr vertrauen, dass das Leben mich liebt, dass das Leben uns liebt, dass wir (frei nach Einstein) in einem freundlichen Universum leben. Es ist wohlwollend und unterstützend und alles ist gut. Ich brauche mich nicht um das Morgen sorgen, das Morgen sorgt schon für sich selbst. Klar, alles so Sprüche, aber in diesem Moment fühle ich die tiefe Wahrheit in ihnen.

Traurig schön

Heute morgen bin ich schon niedergedrückt aufgewacht. In einer Untergangsstimmung. Jede Begebenheit drückt mich noch tiefer rein. Das Geld, dass meine Tochter ihr Schulzeug liegen gelasssen hat, dass es so kalt ist, dass am Auto etwas ist und es heute abgeholt wird und ich nicht weiß wann es wieder da ist, dass ich dem Werkstattmenschen, der es abholt dringend noch was sagen muss und Angst habe es zu vergessen, dass ich heute noch einkaufen muss und nicht weiß was ich kochen soll, dass der Geburtstag meines Sohnes noch nicht organisiert ist, hoffentlich macht sein Freund, der in ein Paar Tagen feiert nicht genau das selbe, denn was machen wir dann, dass ich gleich zum Kinderarzt muss und überhaupt diese Woche noch so viele Termine habe, also nicht ich, sondern die Kinder, die mit Aufwand verbunden sind, dass ich heute noch die fehlenden Unterlagen fertig machen muss, dass ich noch bla, bla, bla, es hört nicht auf, ich bin mitten im Strudel.

Mir war das gar nicht klar, bis ich las: ‚Oder ist dein Geist so voll der Besorgnis und täglichen Sorgen, dass du blind und taub und niedergedrückt bist und nichts von den Wundern und Schönheiten um dich herum siehst?‘

Genau so ist es: voll Besorgnis, blind und taub und niederdrückt. Jetzt wo ich es gesehen habe, kann ich mich verbinden, sofort kommen die Tränen, Schmerz und Mitgefühl vermischen sich, es ist wie es ist, die Gedankenspiralen gehören einfach dazu. Sie werden immer und immer wieder kommen.

Sofern ich sie bemerke, so wie eben, bin ich nicht mehr drin, ich bin schon auf einer anderen Ebene, weil ich sie anschaue. Auf dieser Ebene ist ganz viel Mitgefühl und Verständnis für meine Situation, keinerlei Versuch etwas zu ändern oder zu bewerten, hier ist nur Trost und Liebe.

Die Traurigkeit ist noch da, trotzdem kommt die Energie zurück. Mir scheint, die Hoffnungs- und Sinnlosigkeit und damit zusammenhängend die Energie hängen ganz stark damit zusammen wie sehr ich mich im Gedankenkarussell befinde.

Das bedeutet aber auch, wenn ich mich erinnere, dass ich mehr bin als meine Gedanken, auch wenn ich sie nicht kontrollieren kann, so kann ich doch entscheiden wie viel Aufmerksamkeit ich ihnen schenke. Wenn ich mich mit dem freien Teil in mir verbinde, bekommen sie automatisch den Platz der passend ist.

Wieder bedrückt. So diffus. Der Mechaniker, der das Auto abholen sollte ist noch nicht aufgetaucht. Ich bin kurz vorm Weinen, kann aber nicht wirklich, so als bräuchte ich noch eine Erlaubnis.

Ich spüre, das hat einen anderen Grund, der Mechaniker ist nur der Auslöser, ich gehe da mit, vielleicht zeigt sich was drunter ist.

Stelle den Wecker auf 10 Minuten. Druck im Kopf, ein inneres Zittern, in meinem Brustkorb ist ein Loch, ein Loch voll Traurigkeit. Weiter unten im Bauch ist auch Freude. Tatsächlich. Strange. Wenn ich in den Brustkorn fühle, werden die Augen sofort feucht, wenn ich in den Bauch fühle, spüre ich eine freudige Ruhe, die mir auch die Tränen in die Augen treibt, Tränen des Berührtseins.

Je länger ich hinspüre, desto mehr vermischen sie sich, eine traurige ruhige Freude, ein ganz tiefes Berührtsein, eine ruhige Melancholie. Ohne Worte. Als wäre eine Saite in mir zum Schwingen gebracht worden, die tief und tragisch klingt, schön und bewegend.

Es ist einfach da und ich genieße es, mehr gibt es nicht zu tun.

Der innere Kompass

Ich habe das ganze Wochenende auf dem Sofa mit Wintersport schauen verbracht. Seit ich Kinder habe habe ich das nicht mehr gemacht, weil ich tagsüber den Fernseher nicht anmachen wollte, und weil ich keine Erlaubnis hatte den Tag vor dem Fernseher zu verbringen.

Jetzt kam mir natürlich mein Sohn zu Hilfe, der das unbedingt anschauen wollte, aber ich habe bemerkt, dass ich mir die Erlaubnis zu Nichtstun geben konnte.

Am Abend hatte ich einen richtigen Quadratschädel, ich konnte das Bedürfnis nach frischer Luft ganz deutlich wahrnehmen. Also bin ich kurz im Garten rumgelaufen. Kleinste Schritte. Wenn ich von mir verlangt hätte in den Wald zu gehen oder so, dann wäre der Schritt viel zu groß gewesen und ich hätte es gar nicht gemacht.

Das ist mir überhaupt aufgefallen. Wenn in mir der Kampf tobt, der eine Teil will etwas und der andere will es verhindern, dann kann ich nach dem kleinsten Schritt suchen, so dass alle Teile damit einverstanden sind. Dann hört der Kampf sofort auf. Und aus dem kleinen Schritt kann noch ein größerer werden, oder auch nicht, aber das spielt dann keine Rolle mehr.

Kaum schreibe ich das, schon fällt mir die Wäsche wieder ein. Die verdränge ich regelmäßig. Trotz zig Eintragungen in den Kalender.

Der Widerstand ist groß und steht wie meistens im Vordergrund. Nicht dass ich den nicht schon gefühlt eine Million mal hinterfragt hätte, es ist der rebellische Teil, der grundsätzlich mit aller Vehemenz gegen alles ist. Dem kann man mit Vernunft oder Verantwortung nicht kommen, das interessiert ihn nicht.

Jetzt brauche ich die Sehnsuchtsmutter, sie liebt einfach alle, sie ist die Liebe selbst. Heute kann ich nicht einfach über die Grenze schreiten, es ist recht viel Grau über das Licht, ich brauche das konkrete Bild um mich zu verbinden. So geht es aber.

Und wie ist es jetzt? Sofort fühle ich mich in meinem Leben zuhause. Ich spüre ein warmes Gefühl in der Brust, und Freude darüber, dass ich ich bin. Die Wäsche ist immer noch nicht besonders spannend, aber ich liebe mein Leben, und sie gehört nun mal dazu, also ist es leicht es in Angriff zu nehmen, ohne viel nachdenken, ohne Zweifel.

Viel später. Werde mit der Büroarbeit, die ich mir für heute vorgenommen hatte nicht fertig, vier Mal Hausaufgaben korrigieren plus für zwei Schulaufgaben lernen haben viel länger gedauert als erwartet.

Druck im Kopf, brauche eine Pause, der Teig fürs Abendessen muss noch gehen, hätte eine gute halbe Stunde Zeit.

Fahrradfahren oder im Garten rumlaufen. Es zieht mich in den Garten, frische Luft. Aber ein Teil will aufs Fahrrad, intensive Bewegung. Die Tür beim Fahrradfahren aufmachen geht nicht, viel zu kalt (für die anderen). Ich kann keine Entscheidung treffen. Ich verbinde mich.

Verbunden merke ich sofort, es gilt die Zeit nicht zu vertrödeln, sondern sie für mich zu nutzen, erst ein wenig raus, das Bedürfnis nach Luft ist groß, und wenn es noch geht, noch ein wenig aufs Fahrrad, mal schauen.

Hach, kaum war ich draußen wollten die Kinder eine Schneeballschlacht machen, also Luft und Bewegung. Wenn man seiner Intuition folgt, fügt sich eins ins andere.

Überhaupt ging heute viel, ich hatte mehr Energie als sonst zur Verfügung.

Für mich ist der Unterschied in der Übernahme von Verantwortung, in der Anerkennung der Realität, im Ausfüllen des Lebens, das ich führe. Weil mein Überlebensmodus ‚Nichts-Mitbekommen‘ und ‚Im-Zweifel-ist-alles-egal‘ heißt.

Für mich reicht es auch nicht mehr aus, nur zu fühlen was ist, das ist die Voraussetzung und das kann ich schon lange, aber nur fühlen was ist zieht mich nur weiter in den Sumpf.

Erst die aktive Verbindung mit dem freien, liebevollen Teil in mir, eröffnet mir das neue Land.

Ich fliege zwar ständig raus, bei jeder Anforderung, bei jedem Unwohlsein, aber im Gegensatz zu früher, ist Rausfliegen kein Drama mehr, ich kann ja wieder rein. Und genau wie früher, als ich erst meinen Körper gar nicht fühlte, dann manchmal und irgendwann meistens, so bin ich zuversichtlich dass sich meine Aufenthalte im neuen Land mit Übung und Bewusstsein verlängern werden und immer selbstverständlicher werden.

Was auch interessant ist, da meldet sich die letzten Tage ein Kritiker, der meint ich könne doch nicht dauernd schreiben wie schön alles ist.

All die Jahre, als ich in einen ständigen Sumpf war, war es völlig in Ordnung, das auszubreiten, aber einen Fortschritt soll ich doch bitte nicht so betonen.

Nein, sagt die Liebe, die Betonung des Negativen hält es am Laufen, das was meine Aufmerksamkeit bekommt wächst. Mit Negativem meine ich nicht das was ist, unangenehme Gefühle oder Ereignisse, sondern die Dramaspirale in die ich dann eintauche.

Neulich im Seminar hat uns die Dozentin erzählt, dass (schwer) Depressive ihre Depression ständig füttern, egal was passiert, sie interpretieren es so, dass es sie runterzieht. So nach dem Motto: ‚Ja, ok du schenkst mir die Welt, aber ach, das hat mir schon mal jemand geschenkt, das hat auch nichts genützt.‘ Solange sie also aktiv die Gedankenspirale am Laufen halten, so lange ist es völlig egal was passiert, es wird auf eine negative Art interpretiert.

Da ist mir sofort aufgefallen, genau so mache ich es mit dem Drama. Bis jetzt. Nun kann ich aussteigen. Es ist möglich.

Kann ich gleich nochmal üben, meine jüngste Tochter hat einen etwas unstimmigen Magen. Sofort kommt die dunkle Wolke der Bedrohung. Vielleicht wird sie krank, und dann vielleicht wir alle, oh nein, Panik!

Ich verbinde mich. Bei Panik ist es am schwersten. Bitte hilf mir es anders zu sehen!

Ich fühle ganz viel Mitgefühl für mich, weil ich bei solch alltäglichen Begebenheiten in Angst gerate. Ich habe ganz viel Verständnis für diesen Teil, der nicht anders kann, ich halte ihn in meiner Umarmung. Mehr geht im Augenblick nicht, hier ist Schluß, trotzdem ist es gut, der Frieden kehrt ein.

Und auch das ist erstaunlich. Bis jetzt habe ich von außen entschieden was ich mache, Erforschen ober nur begleiten usw. Jetzt, wenn ich verbunden bin, ist es von innen ganz automatisch klar was ich brauche und auch wo die Grenze ist.

Ein Teil hätte am liebsten keine Angst mehr, aber die Liebe weiß, das geht im Moment einfach nicht, das wäre eine Anstrengung, eine Überforderung. Dieser innere Kompass ist einfach klar. Unmissverständlich. Führt mich ganz sicher entlang des schmalen Pfades zwischen Drama-Sumpf und Überforderung durch zu viel wollen.

Das Universum schreitet zügig voran

Ich lege bewusst den Fokus nicht auf das Essen.

Trotzdem, oder gerade weil, sobald ich verbunden bin, ändert sich etwas.

Gerade habe ich mir Frühstück gemacht. Heute morgen zieht es mich sehr oft weg, immer wieder schiebt sich das Grau, das alte Land in den Vordergrund.

Das alte Land ist die biographisch gelernte, erworbene Angst, das neue Land ist die Liebe, das was unser natürlicher Zustand ist, der Zustand in dem wir auf die Welt kommen. Bei Marianne Willliamson steht, wenn Liebe da ist, hat Angst keinen Platz, alles, alles wird von der Liebe durchleuchtet und verwandelt.

Heute tippele ich also auf der Grenze herum, ich falle mal nach links ins alte Land und gehe dann wieder bewusst nach rechts ins neue Land.

Im neuen Land weiß ich genau was ich essen möchte und gönne mir die Zubereitung, im alten Land mache ich mir viel zu viel davon auf den Teller, die Angst zu wenig zu bekommen ist da.

Die Liebe, mit der ich mich während des Essens verbinden konnte, erlaubt mir zu verlangsamen, zu spüren, dass ich esse und wie es schmeckt. Wow, wirklich, mit der Liebe verbunden geht es gar nicht anders, mir dann das Essen nebenbei reinzuschieben wird sicht- und fühlbar als das was es ist: Gewalt. Die Illusion des ‚Guten‘, dass Essen sonst fast immer für mich hat schmilzt dahin in der Liebe.

Ich werde unsicher, ob ich noch Hunger habe oder nicht. Die Angst will, dass ich jetzt ganz genau untersuche und erforsche und nachspüre um ja keinen Fehler zu machen. Der Druck steigt.

Die Liebe besänftigt, sie vertraut darauf, dass ganz klar ist wann genug ist. Es ist keine Anstrengung nötig. Ich verbinde mich, es wird innerlich wieder weicher und wärmer, ich kann das Vertrauen spüren, dass ich wissen werde, wann es genug ist. Und wenn nicht, dann ist es gar nicht schlimm, sagt die Liebe. Das bringt die Angst endgültig zum Schmelzen.

Ich esse in völliger Ruhe weiter, und trotzdem irgendwie nebenbei. Ich kann es nicht anders beschreiben, oder vielleicht so: ohne dem Essen eine höhere Bedeutung beizumessen, als es hat. Es bekommt seinen richtigen Platz.

Was für eine Wohltat. Mit fällt ein, vor Jahren hat mir eine SuH-Therapeutin (aus der ersten Ausbildungsgruppe) gesagt, wenn man etwas an sich Gutes tut, wie zum Beispiel langsam essen oder sich hinlegen wenn man müde ist, das nur vom Verstand her tut, aber nicht die volle innere Erlaubnis dazu hat, dann nährt es nicht, dann verursacht es im Gegenteil noch mehr Druck oder Stress. Das habe ich damals registriert aber nicht verstanden.

Aber jetzt. Wenn ich aus vollen Herzen ja sagen kann dazu, dann nährt es mich. Wenn es aus der Liebe geschieht und nicht aus der Angst, aus der Angst etwas falsch zu machen z. Bsp.

Puh, Alarm, Trigger. Meine Mutter rief eben an. Mein Vater kann den Namen unserer Sohnes nicht leiden, also hat er ihn umbenannt, eine Abkürzung erfunden, die nur er benutzt, sonst keiner. Außer meiner Mutter wenn er in der Nähe ist. Wie eben. Sie stockte noch bevor sie den Namen nannte, bei uns nennt sie seinen richtigen Namen, jetzt fiel ihr gerade noch rechtzeitig ein, dass mein Vater wohl mithörte.

Sofort steigt Wut und Abscheu hoch. Ich fange an was dazu zu sagen, merke sofort, dass es sinnlos ist wie immer. Das alte Land stürmt über mich hinweg, ich werde mitgerissen, so schnell und heftig geht das. Das Telefonat ist längst vorbei, und ich bin immer noch mitten im Sturm. Altbekannter Sturm, schon tausend Mal gehabt.

Ich rufe die Liebe. Sie kommt sofort und tröstet mich erst, erlaubt mir den Schmerz zu fühlen, der unter der Wut liegt. Es ist so unendlich traurig, dass sie immer noch mitmacht, dass sie nicht sehen kann, wie absolut unnötig es ist, dass sie ihm nicht gehorchen muss. Die Liebe lässt mich auch verstehen, dass sie es eben nicht kann. Jetzt nicht, vielleicht nie. Die Liebe lässt mich annehmen, dass offener Widerstand in ihrem (meiner Mutter) Repertoire nicht vorkommt. Sie fürchtet die Konsequenzen, sie ist 24 Stunden am Tag mit ihm zusammen. Sich zu unterwerfen ist für sie das kleinere Übel. Ich kann es nicht verstehen, also nachfühlen, es ist zu weit weg von mir, aber durch die Liebe kann ich akzeptieren, dass es so ist.

Die Liebe bleibt bei mir und steht mir bei, während die Welle langsam abklingt.

Sofort kippe ich ins alte Land, das schlechte Gewissen packt mich, du warst aber unfreundlich und kurz angebunden, besonders angesichts der neuen Erkenntnisse, dass sie nicht anders kann.

Ich mache den Schritt über die Grenze ins neue Land. Die Liebe nimmt mich fest in den Arm, hab Erbarmen mit dir, du warst total überfordert, mitten im Sturm der Wut, es war das Gnädigste was du tun konntest, dieses Telefonat schnell zu beenden. Gnädig dir gegenüber und auch gnädig ihr gegenüber.

Ja, das stimmt, ich kann den Trost spüren, auch ich konnte in diesem Moment nicht anders, ich habe es so gut gemacht wie es ging. Der Frieden kehrt wieder ein.

Das Universum schreitet zügig voran. Kaum habe ich etwas bewältigt kommt die nächste Herausforderung.

Meine Mutter schreibt mir immer wieder Emails in denen sie mich kritisiert, was ich alles falsch mache usw. Normalerweise lese ich sie nicht, sondern lösche sie gleich.

Heute habe ich eine solche gelesen. Das Telefonat vorhin scheint sie recht getriggert zu haben, denn es ist die Rede von meinem ‚unermesslichen Egoismus‘, dass ich grundsätzlich ‚respektlos gegenüber anderen‘ bin, und ’so faul, dass mein Mann und die Kinder darunter leiden‘. Das ist alles O-Ton. Normalerweise höre ich solche Dinge von meinem Vater. Sie denkt es auch, natürlich, jetzt stimmt das Bild wider, deswegen bleibt sie auch bei ihm, sie hängen an der selben Kette fest.

Meine übliche Art damit umzugehen, ist dass ist so tue als hätte ich das alles gar nicht gehört bzw. gelesen. Heute habe ich mir erlaubt das wahrzunehmen. Getragen von der Sehnsuchtsmutter konnte ich der Trauer Raum geben, der Trauer darüber, dass die eigene Mutter so von mir denkt, dass sie so voller Hass ist, dass sie sich so ein Bild zurechtgerückt hat.

Und als die Welle der Trauer vorbei war, blieb Mitgefühl für mich übrig, vor allem für mich als Kind, weil ich genau diesem Hass ausgesetzt war, weil ich mich fast mein ganzes Leben durch ihre Augen gesehen habe. Ja, all das was sie über mich denkt, all das dachte ich bis vor Kurzem selbst über mich.

Im Licht der Liebe weiß ich, dass sie Unrecht hat, da gibt es keinen Zweifel. Und ich sehe ihre Verstrickungen ganz deutlich, sie lebt ihr Leben nicht, und die anderen sind daran Schuld. Aber so aggressiv und bösartig hat sie das noch nie geäußert, sie will ja unbedingt als unantastbar gut dastehen.

Ich drifte wieder ab, ich betrete wider das Land der Angst, jede Menge Bösartiges fällt mir zu meiner Mutter ein. Das kenne ich aber alles. Dieser Teil in mir will ihr unbedingt alles an den Kopf werfen, eine riesige Email schreiben, in der alles aufgezählt ist.

Und dann, was kannst du dann?

Sie soll es endlich einsehen!

Hast du ihr das denn noch nie gesagt?

Doch schon oft.

Und hat es etwas genutzt?

Nein, nichts. Du hast recht, es ist aussichtslos, sie wird es nicht so sehen wie ich.

Trauer. Tränen.

Kann ich es anders sehen?

Ja, die Liebe sagt, es ist wie es ist, die Zusammenhänge sind klar, die Verstrickungen kann ich sehen, es ist weder meine Aufgabe noch liegt es in meiner Macht meine Mutter vor ihrem Schicksal zu retten. Aus Respekt vor ihrer Kraft lege ich die Verantwortung für ihr Leben da wo es hingehört, in ihre Hände.

Ich darf und muss mich abgrenzen. Ich sage deutlich STOPP. Ich habe ihr geschrieben, dass ich solche Anschuldigungen in Zukunft nicht mehr hören möchte. Das war mein Zeichen an sie. Was sie daraus macht ist ihre Sache.

Es fühlt sich gut an, so insgesamt, ich bin durch Verschiedenes gegangen, heftige Wellen waren das, aber mein Vertrauen, dass mich die Liebe da hindurch leitet war groß. Es gab keinen Moment der Überwältigung.

Es wird wieder ruhig in mir.

Es wäre wohl besser gewesen nichts zu schreiben wie sonst. Sie fühlte sich dazu angehalten zu antworten. U.a dass ich wohl zu sehr geliebt worden bin und das sich das schnell ändern kann. Ich bin total baff angesichts von so viel Realitätsverlust. Mein Mann auch.

Jedes Wort ist sinnlos. Trotzdem war es gut ganz klar eine Grenze gezogen zu haben. Das fühlt sich gut an.

Ich verbinde mich noch mal bewusst mit der Sehnsuchtsmutter, ihre Kraft ist wieder stark, ich scheine sie sehr zu brauchen. In ihrem Licht erscheint all diese Auseinandersetzung als das was es ist, traurig und falsch, falsch in dem Sinne, dass es am Wesentlichen vorbei geht, an der Liebe. Aber es kann nicht anders sein.

Sie hilft mir zu sehen, dass ich heute nicht mehr dort stehe, ich habe das längst hinter mich gelassen, in meiner Welt ist Licht und Liebe und Freude. Es wird mir ganz warm und freudig ums Herz.

Der Kampf ist vorbei

Die Wirkung des Sehnsuchtsbildes als Einstieg verblasst zunehmend. Das habe ich erwartet.

Ich brauche es auch nicht mehr. Das Bild war der Schlüssel, das Tor ist ja nun offen, ich brauche keinen Schlüssel mehr.

Im ersten Augenblick als ich merke, dass die Kraft des Vorstellung nachlässt, überfielen mich sofort die Stimmen, die sagten, siehst du, das wars, du hast noch nicht gedacht, dass sich wirklich etwas ändert, aber dann spürte ich das Vertrauen, ein Vertrauen darauf, dass wenn das Bild verblasst ich es vielleicht nicht mehr brauche.

Und ja, ich habe diesen Blick aus dem Herzen, diesen Blick auf die Welt aus dem freien Selbst verankert, ich kann den Wechsel bewusst vollziehen, auch ohne die Sehnsuchtsmutter.

Mir eröffnet sich die Sicht auf das ganze Zusammenspiel. Ich sehe, wenn so viele Schichten und Stimmen drücken, so dass ich den Blick wechseln kann, es aber nicht in die Welt bringen kann, nicht in Handlung umsetzen kann. Aber auch hier geht Annehmen, es geht gerade nicht, das kann ich so klar sehen, dass keine Zweifel übrigbleiben. Auch kein Raum für Selbstanklagen oder Antreiber ‚Du musst es noch mehr versuchen‘ usw.

Eine Klarheit ist eingetreten. Ich sehe den Stand der Dinge. Es ist wie es ist, und daran gibt es keine Zweifel. Ich kann es auch als Bild sehen, die inneren Bilder sind für mich eine starke Ressource, als Kind und Jugendliche habe ich mir zum Einschlafen jeden Abend Filme vorgespielt, vor dem inneren Auge, lange, aufwendige Fortsetzungsgeschichten, ich habe mich beim schlafen gehen schon richtig darauf gefreut.

Jedenfalls sehe ich das innere Licht leuchten, und kann sehen ob die Schicht, die drüber liegt nur hauchdünn und hellgrau ist, dann löst sie sich auf, wenn ich mich mit dem Licht verbinde, oder ob sie dick und dunkelgrau ist, dann kommt das Licht nicht an die Oberfläche, vermag jedoch von innen zu wärmen. Und weil ich das sehen kann zweifle ich nicht mehr an die absolute Richtigkeit, an die absolute Notwendigkeit des Augenblicks. Es ist wie es ist und es kann nicht anders sein.

Der Kampf kann aufhören. Endlich. Es gibt nichts zu bekämpfen. Das Licht zeigt mir, was in diesem Moment möglich ist und was nicht. Das Mögliche ist leicht und klar. Im Licht wird das Notwendige selbstverständlich. Zum Beispiel an erster Stelle gut für mich zu sorgen. Körperlich und emotional. Das wird sonnenklar, das nichts, absolut nichts einen Sinn macht, wenn das nicht gewährleistet ist.

Es ist klar, wann der Akku leer ist und nichts mehr geht, es ist klar, dass wenn der innere Druck zu stark ist ein dagegen Angehen nur ein Kampf sein kann, es ist aber auch klar, wann Raum und Energie da sind, und ich nur aus alter Gewohnheit gegen mich handle. Almaas nennt diesen Aspekt unserer essentiellen Natur Brillanz, klar zu sehen wer wir wirklich sind aber auch wo wir aktuell noch verstrickt oder nicht ganz sind. Aber immer im Bewusstsein, dass wir dem als freies Wesen nicht ausgeliefert sind.

Jetzt zum Beispiel harre ich auf meinem Stuhl aus, fühle mich zunehmend unwohl, komme aber nicht von Fleck. Wenn ich mich verbinde, nehme ich wahr, dass ich müde bin, ich nehme auch den Widerstand wahr gegen das Hinlegen, ein gewohnheitsmäßiger Widerstand aus der Verzögerungstaktik, und kann klar sehen, dass wenn ich für mich gehen will, das Hinlegen unumgänglich ist. Ich entscheide mich für mich.

….

Stunden später, habe geschlafen, mir den Kindern Hausaufgaben gemacht, für Schulaufgaben gelernt.

Als ich nach all dem in die Küche kam und das dort inzwischen entstandene Chaos sah, kam die Überforderung. Alles ist unüberkommbar, an jeder Ecke nur Dreck und Verwüstung, nicht zu schaffen, unerträglich. Das altbekannte Land, same procedure as every day.

Ich musste alles stehen und liegen lassen und mich zurückziehen um zu schauen ob ich es auch anders sehen kann.

Ich sehe, der innere Raum ist total bedrängt von den üblichen Konsorten: ich kann das nicht, das ist zu viel, das ist ungerecht, will nicht usw. Eine dicke graue Schicht bedeckt das Licht. Ich kann mich kaum verbinden.

Bitte hilf mir es anders zu sehen! Ich bleibe eine Weile bei diesem Gebet.

Nach und nach macht sich ein Wärme und eine Sanftheit in meiner Brust bemerkbar. Das Herz öffnet sich wieder Stück für Stück. Ich spüre Erbarmen für mich (danke liebe Comfortqueen für dieses Wort). Tränen des Mitgefühls fließen.

Ich entscheide. Entweder ich mache die Umgebung oder die Kinder verantwortlich, ärgere mich und lebe weiter im Chaos, oder ich nähre die Liebe für mich, für meine Familie und für meine Umgebung.

Aus der Liebe heraus ist die Antwort einfach. Mir mache ich es zuallerst schön. Ich muss nichts und doch kann ich alles. All die Stimmen, die mich entweder nieder machen oder antreiben müssen nicht befolgt werden, ich kann in Ruhe Ordnung schaffen. In Ruhe meint ohne inneren Druck, das ist die Ruhe die zählt. Ich mache dazu Musik an.

Das ist so eine Ressource, ich schreibe es noch mal auf, weil ich es auch immer wieder vergesse. Musik ist für mich wie ein Schalter, der umgelegt wird, ich muss mich bewegen, und wenn ich mich bewege, komme ich in meine Kraft. Das ganze Haushaltszeug geht ganz nebenbei von der Hand, ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich das gemacht habe.

Jeder bekommt auch ein Zuckerl im Leben.

Das Tor ist offen

Ich bin immer noch fasziniert. Staunend stehe ich vor diesen beiden Welten. Die Welt gesehen von meinem gewohnten Standpunkt aus, dem Standpunkt meiner Biographie, und die Welt gesehen durch die Augen der Sehnsuchtsmutter.

Ja, diese Vorstellung hat immer noch die Macht mich sofort zu verbinden, sobald ich sie rufe, kommt ein warmes freudiges Gefühl in meine Brust, es ist als würde ich das Licht in meine Welt bringen.

Jede noch so alltägliche und unangenehme Situation wird durch diesen Blick des Herzens transzendiert.

Heute morgen Ballett. Bei mir unmotivierte Kein-Bock-Stimmung, während der Fitness-Diktator mir im Nacken saß. Ich verbinde mich und kann sofort spüren, dass ich nicht muss, es gibt keinen Grund mich zu zwingen. Dann merkte ich aber, dass ich in meinem Herzen weiß, dass mir das heute gut tun wird, und dass es für mich nährend sein wird meine Startschwierigkeit zu überwinden. Das Hingehen wurde sofort leicht und die Stunde hat mir richtig gut getan.

Nächste Situation Konto. Es kam was rein, natürlich nicht so viel, dass ich alles zahlen kann. Erst Panik, Verzweiflung. Dann Blickwechsel. Sofort wird klar was zu tun ist, ich zahle alles was geht, im Vertrauen dass jeden Tag ausreichend eingehen wird. Ich freue mich über jede Rechnung, die ich bezahlen kann. Zwischendurch noch verschiedenes Bürozeugs erledigt, und das alles mir Leichtigkeit.

Nach all den Jahren des hoffnungslosen im Sumpf herumkriechen ist es eine solche Wohltat ein neues Land zu betreten. Dass ich die Möglichkeit habe die Mutter meiner Sehnsüchte zu sein, zaubert mir jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht, wenn ich daran denke.

Ich erfahre in dieser Verbindung eine tiefe Erdung, ich fülle den Platz, den ich im Leben habe, genau den Platz, der jetzt gerade da ist, voll aus, mit Freude und Liebe und Leichtigkeit. All das Unangenehme und Schwere ist trotzdem da, ich kann aber wohlwollend darauf blicken und damit werden sie nicht zum lebensgefühlbestimmenden Drama. Ja, das Drama ist raus. Wie angenehm. Wie entspannend.

Mir ist absolut klar, dass all die Jahre des Sumpfs haben sein müssen, ohne sie und ohne die kontinuierliche Entschälung wäre ich nicht hier angekommen. Die Seele flüstert, während die Emotionsfiguren schreien. Und wenn wir daran gewöhnt sind auf das Schreien zu hören, können wir das zarte Flüstern der Seele gar nicht wahrnehmen oder vielleicht auch nicht wichtig nehmen. Deswegen war es für mich unerlässlich erstmal viel zu erforschen, viel zu entschälen, mein System gründlich kennenzulernen, damit ich Raum habe für das was dahinter ist, damit ich das leise Flüstern hören kann. Und je länger ich ihm zuhöre, desto klarer und leichter wahrnehmbar ist die Botschaft.

Alles braucht seine Zeit und niemand weiß wie lange es dauert. Und ich habe lange gebraucht, bis ich so weit war meine eigenen Schritte zu gehen. Immer wieder habe ich nach jemandem gesucht, der mir sagt wie es geht. Aber so jemanden kann es nicht geben.

Denn, davon bin ich überzeugt, solange wir nicht unser absolut unbekanntes eigenes Neuland betreten, solange wir nicht unserer eigenen Führung vertrauen, so lange befinden wir uns in fremden Systemen, die zwar bis zu einem gewissen Grad als Richtungsweiser helfen können, den genauen Weg aber nicht kennen. Den kennen nur wir.

Das Tor ist offen, ich kann hin und her gehen. Je öfter ich das mache, desto leichter wird es, das ist wohl auch eine Übungssache, wie das meiste wenn nicht gar alles im Leben. Ich freue mich auf das was kommen mag.

Der gute und der böse Wolf

Mir dämmert langsam, diese Geschichte mit dem Wolf ist wahr, es gewinnt der, den man füttert (ich konnte leider keinen Link finden, der keine weiteren Kommentare enthält, ich selbst kenne sie aus einem Buch) .

Alles ist in mir. Alle Anteile. Ich entscheide aus welchem heraus ich lebe, aus welchem heraus ich handle. Ich habe fast sechs Jahre intensivster Zwiebelschichtarbeit gebraucht bevor ich das verstehen konnte.

Und ich weiß auch warum. Ich sehe die Bilder meiner Role-Models vor mir. Mein Vater ist genervt oder wütend, meine Mutter apathisch oder servil, und meine Oma, die auch einen Einfluss auf mich hatte, weil ich viel bei ihr war, hat ihr Leben im Marschschritt verbracht. Zusammenreißen, Zähne zusammenbeißen und im Stechschritt nach vorne ist ihr Motto. Und aus diesem Angebot habe ich mir meinen eigenen Vicious-Cocktail gemixt.

Es gab kein freundliches, liebevolles Vorbild. Wie hätte ich meine freundliche liebevolle Seite ausbilden können? Wir brauchen Vorbilder um sprechen zu lernen, auch wenn es bereits in uns ist, wir brauchen auch Vorbilder um das Gute ins Leben zu bringen, auch wenn es bereits in uns ist. Wir sind als Kinder dazu verurteilt das Leben durch die Augen unserer Eltern zu sehen. Und irgendwann fangen wir an diesen Blick für unseren Blick zu halten. Und schon werden unsere Möglichkeiten klein, wir haben keine Wahl mehr, ich kann wütend sein, oder apathisch oder mich zusammenreißen und mit aller Kraft weitermarschieren. Mehr kannte ich nicht.

Ohne das Essen hätte ich vielleicht niemals das Durchhaltevermögen aufgebracht so lange weiterzumachen, obwohl so viele Jahre für mich nicht abzusehen war was das Ganze soll. Danke Esssucht! Die Sehnsucht dünn zu sein, hat mich all die Jahre getragen.

Erst musste ich mich durch viele Schichten durchkämpfen um zu merken, dass darunter nur Leere und Verwirrung ist. Keinerlei Vorstellung wie Liebe geht, wie Freude geht. Innehalten konnte ich, fühlen konnte ich auch, aber dann? Was dann? Es waren fast nur unangenehme Gefühle da, Unmengen davon. Fühlen bedeutete im Schmerz sein. Es gab sonst nicht viel anderes. Hier und da mal ein Aufblitzen, aber ohne tragende Kraft.

Man kann nichts in einen vollen Eimer füllen, habe ich neulich gelesen. Erst ist Raum schaffen angesagt. Das habe ich recht gründlich getan.

Nun ist vieles ausgeräumt, es gilt mich mit dem zu füllen was mich nährt und trägt. Das darf ich selbst entscheiden. Wie unglaublich. Da ist auf einmal so viel Freiheit da. Ich bin keine Marionette meiner Vergangenheit, ich bin nicht den sogenannten Charaktereigenschaften ausgeliefert. Ich habe sie erworben und ich kann sie auch einfach nicht nutzen. Ich bin nicht daran gekettet, mein innerer Kern ist frei.

Ich kann mich voll auf meine Sehnsucht verlassen, die führt mich zielsicher dahin wo ich hin soll. Schon immer wurde ich geführt, das ist so offensichtlich. Schon als Kind gab mir das Universum diese Gabe die Eingenschaften anderer Leute, die mich anziehen, nachzuahmen. Damals noch auf sehr oberflächlicher, rein körperlichen Ebene. Nach guten 44 Jahren weiß ich wozu. Um mir das fehlende Role-Model zu ersetzen bekam ich die Fähigkeit starke Sehnsuchtsbilder aufzubauen. Weil sie mein Schlüssel zum Himmelstor sind. Ich konnte nicht die Schlüssel der anderen Leute benutzen, ich musste meinen finden. Mich mit der zu verbinden die ich sein will, macht mich zu der, die ich sein will. Weil eigentlich alles schon da ist, es war nur so verborgen.

Das klingt vielleicht alles ein wenig wirr, ich weiß aber genau was ich meine. Es ist nur kaum in Worte zu fassen, weil es unfassbar ist. Und weil jeder das für sich selbst entdecken muss, seinen eigenen Schlüssel finden muss.

Alles was ich mir in meinem Herzen wünsche, das alles habe ich schon, es ist bereits da. Endlich kann ich verstehen wie das gemeint ist, wie oft habe ich diesen Satz gehört und für Science-fiction gehalten. Ich muss es nur aufsuchen.

Nicht dass ich mich auf einmal ständig dort aufhalten kann, mitnichten. Das alte Programm steht Wache wie eh und je. Darauf kommt es gar nicht an, noch so eine erstaunliche Erkenntnis. Es sind eben beide Wölfe da, wie in jedem Menschen, der böse und der gute. In der Geschichte geht es so weiter, dass der kleine Junge seinen Großvater fragt, welcher Wolf denn gewinnen wird. Dieser antwortet: ‚Der, den ich füttere.‘

Kling toll, aber keine Ahnung wie das gehen soll. Bis jetzt. Jetzt weiß ich wie ich meinen guten Wolf füttern kann. Wie das geht wird nämlich nicht erklärt. Aus gutem Grund. Das muss jeder für sich herausfinden.

Ein Wahnsinn.