Heute möchte ich mal etwas anderes teilen. Das wollte ich schon länger machen, aber ich habe mich nicht getraut. Erst als ich nach und nach erkannt habe, dass all diese negativen Beurteilungen, die wir über uns haben, nur eine Geschichte sind, die wir uns ständig erzählen, konnte ich den Impuls, den ich schon länger habe, ernst nehmen.
Ich habe schon vor etwa einem halben Jahr eine spontane Einsicht gehabt: Plötzlich kam mir in den Sinn, dass wenn Gedanken einfach etwas sind, was wir uns erzählen, dass dann der Gedanke, dass ich zu dick und zu alt bin um den Sport zu machen, den ich liebe, einfach nicht stimmt. Denn obwohl ich eine ehemalige Balletttänzerin bin und jetzt Tanztherapeutin und dem Tanzen sehr verbunden bin, gilt meine wahre Liebe dem Turnen. Bevor ich mich für Ballett entschieden habe wollte ich Turnerin werden, aber meine Mutter hat es nicht erlaubt, zu gefährlich in Ihren Augen.
Und jetzt, über 40 Jahre später holt es mich wieder ein. Je mehr ich mir erlaube ich selbst zu sein, je mehr ich jede Grenze, die ich mir selbst auferlege, hinterfrage, desto mehr kommen lustige Sachen zum Vorschein. Was will ich unbedingt? Nicht die Welt verändern oder viel Geld verdienen, sondern einen Handstand können und einen Bogengang.
Ich habe diesen starken Wunsch zugelassen, mich und meinen Körper als stark, flexibel und koordiniert zu erleben. Flexibel und koordiniert ist für mich viel einfacher als stark.
Erst habe ich selbst herumprobiert, bin aber schnell an meine Grenzen gekommen, dann habe ich mir ein Online Programm zum Handstand lernen gekauft und hier bin ich nun. Der Weg ist lang, am Anfang konnte ich nicht mehr als eine Sekunde in der Luft bleiben, jetzt sind es immerhin schon 4-5 ab und zu. Straddle jumps konnte ich gar nicht, meine Arme sind regelmäßig kollabiert, jetzt habe ich es heute zum ersten Mal geschafft hochzukommen. Und an meinen geliebten Bogengang traue ich mich auch wieder ran, allerdings eine einfachere Sofa Version.
Ich bin nun schon ein halbes Jahr auf dieser Reise, und ich habe so viel für mich erkannt. Der Spaß ist das Wichtigste und Vergleichen ist Gift. Sobald ich Erwartungen an mich habe, verspanne ich, es macht keinen Spaß mehr und ich fühle mich schlecht. Genau so wenn ich mich vergleiche, mit anderen oder auch mit einer jüngeren, fitteren und dünneren Version von mir. Aber ich brauche mich nicht in die Vergleichsschiene zu begeben, sobald ich spüre, dass ich mich schlecht fühle, kann ich stoppen und meine Gedanken auf das richten worum es mir geht, Spaß zu haben an dem was mein Körper kann.
Und er kann immer mehr. Kaum zu glauben. Besonders wenn es um Kraft geht, was von jeher mein Schwachpunkt war. Aber einfach weitermachen in kleinen Schritten führt zum Erfolg. Und Kraftübungen, die ich normalerweise meide, jetzt aber gerne mache um mein Ziel zu erreichen.
Warum ich das schreibe? Weil ich Mut machen will, dass alles was Du Dir wünscht machbar ist, unabhängig von den Umständen. Wenn der Wunsch da ist, dann ist auch die Erfüllung möglich. Die Freude zeigt uns den Weg. Wenn wir dem folgen, was uns gerade mit Freude erfüllt, werden wir automatisch immer mehr in Richtung all unserer Wünsche geführt.
Alles, was uns im Weg steht sind nur unsere Vorstellungen wie wir sind und wie die Dinge sind. Aber das sind nur Geschichten, die wir uns immer und immer wieder erzählen, bis wir gar nicht mehr wissen, dass es nur eine Möglichkeit ist. Dass wir uns auch einfach eine andere Geschichte erzählen können.
Ich habe meine Geschichte umgeschrieben von ‚ich bin zu alt und zu dick für Handstände‘ zu‚ ich probiere das mal und schaue wo es hinführt‘. Und das Beste an dem Ganzen ist, wann auch immer ich es schaffen werde einen freistehenden Handstand 30 oder 60 Sekunden zu halten, den Spaß meines Lebens habe ich jetzt schon täglich wenn ich übe. Jeder einzelne Moment erfüllt mich mit Freude und ich fiebere meiner Trainingszeit entgegen. Meistens. Und wenn nicht, dann lasse ich es und lese ein Buch auf dem Sofa. Denn es gibt nichts zu erreichen, nichts zu verändern, nichts zu verbessern, nichts zu gewinnen. Wir sind schon perfekt und ganz und wunderbar und müssen weder gerichtet noch geheilt werden.
Das klingt paradox, nichts verbessern müssen, aber Wünsche und Ziele haben! Ist es aber nicht, denn die Wünsche, die uns mit Freude erfüllen entspringen nicht dem Mangel, sondern der reinen Freude am Erleben, am Leben.
Hier ein paar Videos meiner Handstand Übungen. Das sind alles meine Trainingsvideos, die ich immer mache zur Korrektur und zur Dokumentation des Fortschritts, nicht bearbeitet oder sonstwie aufgehübscht.
Wunderbare Sichtweise. Den Weg genießen. Immer wieder im Jetzt sein.