Ich habe eben eine Übung frei nach einem Buch ausprobiert.
Mich vor den Spiegel stellen und mehrmals ‚Das Leben liebt mich‘ sagen. Es war im Buch schon die Rede, dass diese Übung am Anfang die schlimmsten Kritiker auf den Plan ruft.
Und so war es auch. Zuerst habe ich mich nur im Spiegel angeschaut, ich fokussierte mich auf das, was mir an mir gefällt, mein Gesicht, meine Schultern und Hals. Das gefiel mir, ein kleines Lächeln zeigte sich.
Dann der Satz: ‚Das Leben liebt dich‘, ich sagte lieber dich, zu dem Bild im Spiegel. Sofort rückten der Bauch und das restliche Fett überproportional in den Vordergrund, ich spürte Abscheu und den Satz: Du bist so unglaublich fett und hässlich. Oha, ganz schön krass.
Dann nochmal: ‚Das Leben liebt dich‘, der Bauch wurde noch größer, ’siehst du nicht wie du aussiehst, wie kann dich da das Leben lieben?‘.
Ich machte trotzdem weiter, mehrmals hintereinander, das gesamte System verschärfte die Reaktion, starker Druck auf der Brust, Schwindel, Übelkeit. Ich machte weiter, die Reaktionen ließen nach, und Trauer kam hoch, Trauer darüber, dass ich so über mich denke.
Ich verbinde mich mit meiner Sehnsuchtsmutter, sofort verändert sich das Bild, ich finde mein Gesicht schöner, strahlender, mein Körper sieht plötzlich auch gut aus, so dick wie er ist trotzdem von einer eigenen Schönheit, und dazu sehr schön dekoriert durch meine Kleidung. Ich lächle. Ich sage es nochmal: ‚Das Leben liebt dich‘. Ich bin total berührt, ich spüre die Sehnsucht danach, dass dieser Satz wahr ist, ich höre innerlich: ‚Ja, ich bin bereit das zu glauben‘
…
Den Rest des Tages war ich nur unterwegs, verschiedene Termine mit den Kindern, für die ich auch noch das Auto meiner Schwiegereltern gebraucht habe. Zwischendrin habe ich tatsächlich gedacht, was für ein Glück es doch ist, dass ich mir dieses Auto praktisch immer problemlos ausleihen kann, meine Eltern würden mir ihr Auto nie leihen. Als Gegensatz zu sonst, wo ich mich ärgere, dass ich auf sie (die Schwiegerletern) angewiesen bin.
Solche Termintage sind für mich der pure Auslaugstress. Ich vergesse mich dabei so gründlich, dass ab einem bestimmten Moment nur noch Essen mich auffüllen kann. Heute war es anders. Ich konnte mich zwischendurch immer mal verbinden, meistens nur für Sekunden bevor ich vom Strudel der Ereignisse wieder fortgetragen wurde. Ich habe kein Essen gebraucht, stelle ich gerade verwundert fest. Das bisschen Verbinden hat mich genau so stabilisiert wie kleine Häppchen zwischendurch. Das Fazit des Tages.
Und jetzt am Abend, bin ich nur leicht satt, nicht sehr satt wie sonst. In all den Jahren konnte ich nur sehr selten, und auch nur bei Seminaren abends nicht sehr satt bis voll sein. Weil etwas in mir voll sein will. Was habe ich verkörpert, mit diesem Teil gesprochen, hinterfragt und und und. Hat nie etwas gebracht, der Drang war immer stärker. Schon lange hatte ich es akzeptiert, dass es einfach nicht anders geht, im Moment.
Doch heute geht es. Ganz unabsichtlich, unaufgeregt, nebenbei quasi. Und mir wird der Grund auch sofort klar. Ich bin ausreichend mit der Fülle in mir verbunden, ich brauche die Fülle von außen nicht so sehr.
Trotz weiter turbulentem und unsicheren Alltag. Das Auto kann nicht von unserem Haus- und Hofmechaniker repariert werden, es muss in die Vertragswerkstatt, das muss man hinbringen irgendwie, ich brauche weiterhin ein Ersatzauto, meine Jüngste ist krank, ich weiß nicht, ob sie morgen zu dem Geburtstag kann, ihre nächst ältere Schwester ist da auch eingeladen, wenn die eine geht und die andere nicht wird es schlimme Tränen geben, gab es heute schon, weil sie nicht mit dem Kindergarten zum Schlittenfahren gehen konnte, das Geld und ach, immer was…
Jedoch, das Verbinden wird mehr und mehr zu meinem Anker, und ja, ich kann schon ein wenig mehr vertrauen, dass das Leben mich liebt, dass das Leben uns liebt, dass wir (frei nach Einstein) in einem freundlichen Universum leben. Es ist wohlwollend und unterstützend und alles ist gut. Ich brauche mich nicht um das Morgen sorgen, das Morgen sorgt schon für sich selbst. Klar, alles so Sprüche, aber in diesem Moment fühle ich die tiefe Wahrheit in ihnen.