Heute war ein merkwürdiger Tag. Zwischen all dem aufgeregten Geflatter habe ich unglaublich viel gelesen, wild drauf los im Internet. Ich kam auf alle möglichen Websiten, Artikeln und Leseproben von Büchern, dass mein Kopf qualmt.
Wenn ich in so einer Rage bin, dann merke ich auch, dass mich etwas antreibt, ich kann nicht damit aufhören. Natürlich will ich es nicht haben, weil es getrieben ist und weil es mich auslaugt.
Heute kann ich entspannt darauf zurückblicken, ja es ist getrieben, und ja es fordert mich, strengt mich an, aber das ist auch mal ok. Wenn das Feuer brennt muss ich eben die Suppe kochen.
Es macht so unglaublich viel Spaß sich alles zu erlauben, absolut alles. All die Zustände, die normalerweise von den üblichen Instanzen sanktioniert werden, dürfen einfach sein. Sie gehören zu mir, zu meinem momentanen Ausdruck, sind Teil des Lebens das mich liebt. Mit diesem Satz kann ich immer mehr anfangen. Wenn mir das einer vor sechs Monaten erzählt hätte, hätte ich ihn mitleidig angeschaut. Da konnte ich Liebe kaum schreiben geschweige denn aussprechen. So unangenehm war mir das. Und nun geht mir das immer flotter über die Lippen, alles ist möglich.
Ich habe aus meinen Recherchen noch zwei Dinge mitgenommen. Den Satz: ‚Was würde jemand tun, der sich selbst liebt?‘ Das ist so eine Art Pendant zu meiner Sehnsuchtsmutter, weil es einfach Momente gibt, in denen der Zugang so verstellt ist, dass ich mich nicht verbinden kann. Und diese Frage bringt mich über die mentale Ebene wieder zurück. Auch das geht.
Und meine Lieblingsfrage des heutigen Tages ist: Was lässt mich gut fühlen? So ganz schlicht und ohne weitere Beurteilung ob denn das auch im Sinne welchen Systems auch immer erlaubt ist.
Befreiung zur Freude. Und wenn man, so wie ich, der Freude in seinem Leben bisher nicht viel Raum gegeben hat, wenn man gar nicht weiß was das genau sein soll, weil man sie erstens selten fühlt und zweitens sich auch nicht nach ihr richten würde, wenn man sie fühlen würde, dann könnte das eine Hilfe sein.
Und sich nach der Freude zu richten, die Freude zum Leuchtturm zu machen, der uns den Weg weist, das wird uns nicht beigebracht, das ist nicht hoch angesehen. In meiner Kindheit spielte Freude keine Rolle, es ging um Leistung, ums brav sein, um so sein wie es andere erwarten, aber niemals darum was mir Freude macht. Im Gegenteil, wenn ich mit Freude als Begründung ankam, dann war das ein sicherer Grund mein Anliegen besonders misstrauisch zu beäugen um es so schnell wie möglich abzulehnen. Aus der Freude kann nur etwas Schlechtes, Liederliches, im besten Falle Unnützes rauskommen, das glaubten alle um mich herum. Härte und Selbstüberwindung waren die herrschenden Götter.
Mich also zu fragen was mir Freude macht ist schon eine Überforderung, da habe ich keine Antwort drauf. Hier kommt die Frage ins Spiel. Was lässt mich gut fühlen? Das kann ich beantworten.
Ich möchte mich morgen dieser Frage widmen, absolut unzensiert (vor mir selbst) und für alles offen, und mal schauen, was es denn so sein wird, und ob es überhaupt etwas sein wird. Ich bin gespannt.
Ich kann schon mal festhalten, diese Verabredung mit mir selbst getroffen zu haben lässt mich gut fühlen.
Liebe c,
es freut mich so für Dich, dass Du hier Deinen „eigenen Laden“ aufgemacht hast.
So viel Veränderung bei Dir. Wenn ich jetzt von Dir lese, spüre ich auch immer wieder, wie schwer es ist, auch mein eigenes Bild von Dir, das ich mir gemacht habe, zu verändern.
Es ist aus Deinem Geschriebenen entstanden, mehr nicht. Und trotzdem erschrickt sich etwas in mir, wenn ich jetzt über Deine Freude lese.
Ich stelle mir grad die Frage: Dürfen meine Mitmenschen sich eigentlich verändern? Kann ich das annehmen? Ein neues Kapitel …
Herzliche Grüße, Karin
Liebe Karin,
vielen Dank für Deine Worte.
Im ersten Augenblick habe ich gestutzt. Was für ein Bild habe ich da wohl vermittelt, habe ich mich gefragt.
Aber dann wurde es deutlich. Ja, ich habe die meiste Zeit im Sumpf gesteckt, ja Freude und Liebe waren mir nahezu unbekannt, bis auf ein paar seltene Momente.
Und ja, jetzt hat sich etwas geändert, ich kann die Liebe und Freude in mir aufsuchen. Natürlich nicht immer, aber es ist möglich, und ich weiß, das wird wachsen.
Ich kenne das auch, ich war immer überzeugt, dass Menschen sich nicht ändern können. Weil ich Veränderung nicht erlebt habe, bei mir selbst. Wie könnte ich von der Existenz überzeugt sein?
Und trotzdem hat ein Anteil in mir gehofft, dass es möglich ist, sonst wäre ich den Weg nicht gegangen. Und nun, da ich am eigenen Leib erfahren habe, dass das existiert, Veränderung, wurden die Stimmen, die mir etwas anderes erzählen automatisch mit einem Strich entmachtet. Wenn ich es kann, kann es jeder.
Nun ja, so ist es bei mir, sehr spannend, danke für diesen Aspekt.
Liebe Grüße