Hungerskala

Ich liebe Geneen Roths Homepage. Völlig kostenlos und für jeden zugänglich stellt sie eine große Menge motivierender Artikel zur Verfügung.

Gestern stolperte ich über etwas. Sie schrieb etwas von einer Entscheidung treffen ob wir bis 5 oder 7 essen. Da stutzte ich. Ich schaute in ihrer Hungerskala nach, und sie stuft 5 als gerade satt ein, 7 aber schon als leicht zu viel. Soweit gut. 6 wäre ja dann auch noch ok.

Bei meinen Recherchen stieß ich auf eine Seite, die alle möglichen Hungerskalen vergleicht, die es im amerikanischen Raum so gibt. Und dort stehen auch solche Sachen wie: Zum Abnehmen bis 5 essen, zum Gewicht halten bis 6, zum Beispiel. Ob 5 oder 6 oder welche Zahl das nun ist, ist ja nicht relevant, sondern dass übereinstimmend gesagt wird, um abzunehmen essen bis wir gerade satt sind, wenn wir gut satt werden, behalten wir das Gewicht und wenn wir zu viel essen nehmen wir zu.

Das rückt für mich die Dinge wieder gerade, denn die einzige Zeit in der ich abgenommen habe, gut abgenommen, da habe ich nur bis 5, maximal 5,5 gegessen. Bis 7 essen, was teilweise für mich auch schon zu schwer ist, besonders am Abend, würde ja ein Halten des Gewichts bedeuten.

Ich nehme damit nicht ab. Das hat mich schon lange frustriert. Aber klar, eigentlich logisch, dass es eine andere Menge Essen braucht um das Gewicht zu halten als abzunehmen. Egal auf welche Art man es anstrebt, Gewichtsverlust bleibt ein Rechenbeispiel. Und wenn ich also mit 7 mein Gewicht halte, ist es mehr als logisch, dass ich zum Abnehmen nur bis 5 oder 6 essen kann, damit es funktioniert.

Ach ja, und ebenfalls eine entscheidende Rolle spielt der Zeitpunkt des Essens, hungrig bin ich bei 3 oder 4, aber wenn ich abnehmen will sollte das Essen erst bei 3 beginnen und nicht schon bei 4. Das wäre wieder Gewicht halten.

Mein Körper geht in starke Resonanz dazu. Tief innen, weiß ich dass es so stimmt, auf jeden Fall für mich. Die Erfahrung hat es mir gezeigt. Bis 7 essen oder bei 4 essen führt bei mir zu keinem Gewichtsverlust. Deswegen habe ich nicht abgenommen, obwohl ich dachte keinen Essanfall zu haben (bis 7 eben). Deswegen habe ich auch zugenommen, wenn ich bis 8 gegessen habe, auch wenn ich immer warte bis ich wieder Hunger habe, aber erstens ist 8 einfach zu viel und zweitens ist bei 4 essen zu früh. Zum Abnehmen wohlgemerkt.

Das ist völlig klar, dass es etwas ganz anderes ist, wenn es ums Gewicht halten geht. Wie bei den dicken Dünnen.

Ich spüre schon lange Zeit, dass für mich etwas nicht stimmt an diesem Hungerskala-Gesamtsystem, bin ich froh, dass es sich nun absolut stimmig anfühlt.

Bleibt nur die Enttäuschung, dass es eben nicht ganz so einfach ist. Denn bis 3 warten ist für mich kein Problem, achten muss ich trotzdem darauf. Aber bis 5 oder maximal 6 zu essen, das ist eine echte Herausforderung. Obwohl ich da deutlich keinen Hunger mehr habe. Müsste ja völlig in Ordnung sein. Ist es aber nicht. Schon das Aufschreiben fühlt sich nach darben an. Und trotzdem weiß ein Teil ganz genau, dass das der richtige Weg für mich ist, ein weiterer Stolperstein ist aus dem Weg geräumt.

Bin gespannt wie sich das entwickelt. Nach dem Frühstück bin ich schon auf 7, merke ich gerade. Kein Wunder dass ich nicht abnehme.

Was will ich wirklich?

Gestern habe ich die Karte der gesunden Lebensweise gezogen: ‚Ernähre dich gesund, gönne die ausreichend Schlaf und trainiere regelmäßig um optimale Gesundheit zu erlangen.‘

Das ist erstaunlich, weil ich tatsächlich vor lauter Ängsten und Arbeit damit das Thema Selbstfürsorge wieder ziemlich weit hinten an gestellt habe. Selbstfürsorge ist das erste was nicht mehr zählt. Auch wenn es mir besonders gut geht. Nur in neutraler Stimmung, wenn es mir nicht besonders gut und auch nicht besonders schlecht geht habe ich dafür die nötige Ruhe.

Oder besser gesagt, kann ich sie mir erlauben.

Das Erlebnis- und Arbeitskarussell dreht sich zur Zeit immer schneller, in zwei Tagen Kindergeburtstag mit recht aufwendiger Vorbereitung, dann Seminar, dann nächste Woche der erste Kurs. Keine Zeit zum Luft holen. Dabei ist es ja in solchen Zeiten besonders wichtig. Denn wenn ich jedes Mal wenn der Pegel nach oben oder unten ausschlägt nicht mehr stattfinde, ist es kein Wunder, dass ein Teil von mir jede Entfernung von der Nulllinie ablehnt.

Keine Zeit zum Luft holen. Damit kann ich gleich arbeiten.

Wieso nicht?

Es ist einfach nicht die richtige Zeit dafür. Anderes ist wichtiger.

Was heißt für dich eigentlich Luft holen?

Anhalten, innehalten, sich um sich selbst kümmern.

Und warum ist das Andere wichtiger?

Weil es gemacht werden muss.

Ja, klar, und warum nicht beides?

Wenn sie zu viel auf sich achtet, schafft sie den Rest vielleicht nicht mehr.

Hm. Isst sie denn nicht sowieso, auch in solchen Zeiten, atmet sie nicht sowieso, macht sie nicht sowieso Pausen?

Ja, schon.

Warum kann sie nicht mit sich verbunden bleiben, sogar während der Arbeit?

Ich möchte sie schützen, sie soll nichts spüren, dann geht es schneller vorbei.

Aber das ist ihr Leben, es geht an ihr vorbei sobald sie zu tun hat, oder Angst hat, oder besonders aufgeregt ist.

Ja, stimmt.

Was befürchtest du? Warum soll sie das nicht fühlen?

Das ist eine ganz alte Sache, ganz alte Wunden. Sie war früher absolut allein, allein mit all den schwierigen Gefühlen, mit all der Angst und auch mir all dem Unwillen, der Überforderung. Die Dissoziation hat gut geholfen, damit hat sie es irgendwie überstanden. Aber du hast recht, heute ist das kein hilfreicher Mechanismus mehr. Heute darf sie fühlen und verbunden bleiben. Im Gegenteil, es ist viel schwerer und mit schädlichen Nebenwirkungen verbunden wenn sie es nicht tut.

So, das war jetzt notwendig. Ich bin wieder ausgerichtet auf das was für mich wirklich wichtig ist. Darum geht es, sich immer wieder daran zu erinnern.

Ich will in Liebe leben, zu mir, zum Leben und zu allem. Ich will ohne Drama leben, in Leichtigkeit. Das rutscht mir schnell weg, verständlich, wo meine Geschichte mir Härte beigebracht hat. Aber auch Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen.

Und genau diese Qualitäten kann ich auch in den Dienst für mich stellen statt gegen mich. Denn es braucht mindestens eine tägliche Ausrichtung und eine unerschütterliche Fokussierung. Der Erledigungszombie schiebt sich sonst sofort in den Vordergrund.

Ich bin dankbar dass ich mir die Zeit dafür genommen habe. Ich bin sehr gespannt wie der Tag wird.

Was würde die Liebe tun?

Wer wäre ich ohne meine Angst? Wer wäre ich ohne mein Drama?

Was würde ich dann tun? Wie würde ich es tun?

Ich merke, ich habe am meisten Angst davor keine Angst zu haben. Es ist, als gäbe es mich dann gar nicht mehr.

Aber wie wäre es?

Ich würde einfach das tun, was mich anspricht und interessiert, würde mich nicht aufhalten und klein halten lassen. Vielleicht wäre ich dann erfolgreich, vielleicht wäre ich dann hilfreich, vielleicht würde ich dann glänzen, das macht mir so richtig viel Angst. Vielleicht hätte ich viel mehr Zeit, weil ich mich nicht mehr in dem Drama verlieren würde. Dann müsste ich das tun, was ich kann, dann hätte ich keine Ausrede mehr, dann müsste ich mein Potential voll ausschöpfen. Oh mein Gott, macht mir das Angst.

Wie Marianne Williamson sagt, unsere größte Angst ist es nicht unzulänglich zu sein, unsere größte Angst ist zu leuchten, strahlend, bezaubernd, begnadet und phantastisch zu sein. Wir fragen uns, wer bin ich denn schon, um das sein zu dürfen?

Williamsons Antwort: Wir sind alle Kinder Gottes. Wir sind dazu bestimmt zu strahlen. Wir wurden geboren, um die Herrlichkeit Gottes in uns zu verwirklichen.

Und ich? Was sage ich dazu?

Das klingt zu schön um wahr zu sein.

Aha. Was soll das bedeuten?

Es gibt keine Freude, kein Strahlen, kein Licht, keinen Gott, all das existiert nicht, das sind schöne Phantasien, mehr nicht.

Was ist eine Phantasie?

Etwas was man sich nur vorstellt. Ausdenkt.

Ok. Und existiert sie dann nicht, die Vorstellung?

Doch, die Vorstellung schon.

Ja, und was existiert dann nicht?

Das Tatsächliche.

Hm, was soll das denn sein. Was wäre etwas Tatsächliches, was dann existieren müsste?

Freude, Strahlen, Licht, Gott.

Und das existiert nicht?

Nein.

Woher weißt du das?

Das wäre zu schön um wahr zu sein.

Und das reicht als Beweis für die Nichtexistenz?

Ja. Das Leben ist nicht schön und leicht und strahlend.

Woher weißt du das?

Ich kenne nichts anderes.

Ok. Und gilt das für jeden?

Nein, bei anderen mag es vielleicht anders sein.

Das heißt, du räumst ein, dass die Möglichkeit grundsätzlich existiert?

Ja, das muss ich, manche behaupten das ja, und ich kann nicht das Gegenteil beweisen. Aber für mich gilt das nicht.

Woher weißt du das? Vielleicht hast du es noch nicht erlebt, ok. Aber wenn die Möglichkeit grundsätzlich existiert, warum nicht auch für dich?

Bei mir funktioniert das nicht.

Was?

Die Freude, das Strahlen usw.

Was funktioniert dann?

Schwere, Leid, Anstrengung, Angst, Drama.

Hast du schon mal probiert, dem anderen auch eine Chance zu geben? Dich aktiv zuzuwenden?

Nein.

Dann kannst du gar nicht wissen ob es funktioniert.

Stimmt.

Könntest du dir vorstellen es zu probieren?

Hm. Vielleicht. Aber ich weiß nicht wie. Ich könnte mich fragen, ob da irgendwo auch Freude ist, bei aller Angst. Ob da irgendwo auch Leichtigkeit ist bei allem Drama. Ob es irgendwo ein Strahlen gibt. Gezielt danach suchen.

Wenn die Angst kommt und das Drama, könnte ich sie wahrnehmen und sein lassen. Ich könnte mich dann fragen, ob ich das Vorhaben auch ohne Angst und Drama in die Tat umsetzen kann. Ob ich es vielleicht einfach mal probieren möchte. Mich fragen, wie die Liebe das wohl machen würde.

Ja, das ist gut, diese Frage hat eine hohe Resonanz: Ich frage mich wie die Liebe das wohl machen würde.

Wenn es so wäre wie ich eben gelesen habe, dass die Liebe die einzige Macht ist, die existiert, was würde sie tun?

Ganz konkret würde sie mir erstmal erlauben mich kurz hinzulegen, weil ich sehr müde bin. Hatte ich bisher gar nicht bemerkt.

Sowohl als auch

‚Die Angst hat Priorität.‘

Was heißt das?

‚Solange sie Angst hat, darf sie sonst nichts machen. Sich nichts anderem zuwenden.‘

Sondern?

‚Erstarren, bis die Gefahr vorbei ist.‘

Verstehe, und warum das?

‚Weiß nicht. Ist so.‘

Was würde passieren wenn sie sich etwas anderem zuwenden würde?

‚Dann würde sie etwas anderes machen, aber das ist verboten.‘

Wieso?

‚Weil die Angst dann nicht genügend beachtet wird.‘

Ja, und dann?

‚Dann.. dann..weiß ich nicht, kann ich mir nicht vorstellen, ich kenne nur das, dass die Angst Vorrang hat.‘

Seit wann gibt es dich?

‚Schon lange, wenn sie damals nicht auf die Angst gehört hätte, wenn sie sich von anderen Sachen hätte mitreißen lassen, dann wäre es ihr noch schlimmer ergangen, dann hätte sie noch mehr Dinge getan für die sie bestraft und gehasst worden wäre. Die Angst hat ihr geholfen in diesem System zu bleiben.‘

Und ist das heute noch da, dieses System?

‚Ne.‘

Könnte sie dann auch sie Angst einfach da sein lassen und trotzdem etwas anderes machen?

‚Ja, theoretisch schon.‘

Ok, dann probieren wir das jetzt mal mit Sport.

….

Ich habe trainiert, dann lange gebadet, hach, das war so schön. Ich halte fest: das Leben kann auch schön sein wenn Angst da ist. Die Angst ist da und das Leben ist schön. Sowohl, als auch. Das kann ich für mich nicht oft genug wiederholen, weil das schwarz-weiß Muster mich fest im Griff hat.

Und, für mich ist es total wichtig nur den nächsten Schritt im Blick zu haben. Ich spinne gerne tausend mögliche Varianten zusammen und erhöhe die Spannung indem ich nach der tausendundersten suche, ich könnte ja was übersehen haben, aber das ist eh müßig, das Leben lässt sich nicht planen, es hat seinen eigenen Plan. Ich kann also immer nur eine Ausrichtung haben und den nächsten Schritt vor Augen, mehr geht eh nicht.

Kann ich heute bezüglich der Dinge, die mich stressen irgendetwas tun, also noch etwas vorbereiten oder überlegen?

Nein. Im Augenblick ist alles getan. Für heute gibt es nichts zu tun.

Dann könnte ich den heutigen Tag auch einfach entspannt zu Ende bringen? Ist ja immerhin Sonntag.

Ja, schon.

Und was ist der nächste Schritt in diese Richtung?

Ich lege mich ein wenig hin.

Das kleine Wesen und die höhere Macht

Ich würde gerne weiter essen. Der Drang ist nicht sehr stark, ich kann unterbrechen und schauen. Ich lasse mir die Option offen, später weiter zu essen, besonders weil ich den Magen gar nicht fühlen kann. Vielleicht habe ich auch noch Hunger.

Der Kontakt zum Magen ist unterbrochen, das ist Teil des Systems, ich fühle nichts und könnte einfach essen bis mir schlecht wird. Das war früher die Grenze.

Ich will das Unwohlsein nicht fühlen, ich bin schon mit diesem Unwohlsein aufgestanden, was ist da los? Ich stelle den Wecker auf 10 Minuten.

Ich spüre einen starken Druck auf der Brust, ein Brennen im Magen, ein Zittern im ganzen Körper. Ich bleibe einfach bei diesen Empfindungen. Gute 10 Minuten lang. Es tut so gut in Stille zu sitzen und nach innen zu lauschen.

Es kristallisiert sich eine innere Dauerspannung heraus, eine innere Hab-Acht-Stellung. Ich stelle die Frage, ob ich diese Empfindungen früher schon mal gefühlt habe. Ich sehe Bilder von mir als Kind, Grundschulalter, ich gehe zur Schule, ich gehe nach Hause, ich bin zu Hause, das Gefühl war immer da. Ein Gefühl von grundsätzlicher Unsicherheit. Jetzt höre ich einen Satz.

‚Ich bin nicht sicher auf dieser Welt.‘ Diesen Satz zu hören beruhigt mich, die Spannung geht runter. Es ist für mich jedes Mal wieder ein Moment schönster Innigkeit mit mir selbst, wenn sich das, was ist, deutlich zeigt.

Ich spüre weiter in den Satz hinein. Ich sehe in mir ein kleines Wesen, winzig und hell, das droht in ein riesiges Loch zu fallen, die Welt öffnet sich unter ihm, und es schwebt über dem Abgrund und hält sich krampfhaft an zwei dünnen Fäden fest, die es mit Mühe zu fassen bekommt. Die Hände rutschen immer weg, es muss ständig nachfassen, Entspannung ist nicht möglich. Auch keine Teilentspannung im ruhigen Hängen.

Und was wäre, wenn du einfach loslassen würdest? Kannst du dir das vorstellen?

‚Ja. Es ist so schwer und anstrengend hier zu hängen, ich kann nicht mehr. Du hast recht. Ich lasse einfach los.‘

Das ist nicht einfach. Die Hand kann es nicht einfach aufmachen. Es lässt sich Stück für Stück an den Fäden nach unten rutschen, aber ganz loslassen kann es noch nicht. Jetzt hängt es mit beiden Händen am Ende der Fäden, aber loslassen kann es immer noch nicht.

Die Wasserfrau erscheint, eine Helferfigur, sie strahlt in hellem Licht und wiegt sich geschmeidig im Rhythmus der Wellen. ‚Es ist in Ordnung‘, sagt sie, ‚du kannst vertrauen.‘ Sie legt ihre beiden Hände auf die Hände des kleinen Wesens.

Und jetzt lässt es los. Und anstatt wie erwartet nach unten zu fallen, schwebt es einfach in der Luft. Es ist als würde es von etwas gehalten werden. Von unten aus dem Loch steigt eine unsichtbare, warme, weiche, kuschelige Substanz hoch, sie stützt und trägt, das kleine Wesen legt sich hin und kuschelt sich ein, das warme weiche Etwas legt sich um das Wesen und umschließt es ganz.

Ich spüre diese Wärme und das Gehaltensein in mir, ich kann es fühlen, dass die Dinge in Ordnung sind so wie sie sind, dass sie so sind, wie sie sein müssen, dass nicht ich dafür sorgen muss und auch nicht dafür sorgen kann, dass es so ist, sondern dass eine höhere Kraft alles hervorbringt und uns trägt.

Der Satz: ‚Ich bin nicht sicher auf dieser Welt‘ hat gerade keine Macht.

Ich ankere diese Arbeit innerlich mit einer Bewegung, wie wir es in der Tanztherapie machen, ich fühle das Gefühl und lasse den Körper eine winzige Bewegung dazu aussuchen. Mein Körper gibt mir ein kaum wahrnehmbares Wiegen zur Seite vor.

Ich verbinde dieses Wiegen bewusst mit dem Gefühl von getragen werden von einer höheren, wohlwollenden Kraft, die alles hervorbringt und dafür sorgt, dass alles genau so ist, wie es sein soll.

Ach ja, essen will ich schon lange nicht mehr, ich habe über eine Stunde mit dieser Arbeit verbracht, den Magen kann ich wieder fühlen, ich habe auch schon wieder oder immer noch Hunger, aber der Drang zu essen ist weg. Essen ist nicht mehr dringend.

Danke.

Angst frisst Freude

Angst frisst Freude.

Sofort. Was auch immer ich mache, das mich auch meiner Komfortzone herausbricht, das wird sofort von Angst gekapert. Wenn ich es nicht mache, bin ich gelangweilt und frustriert. Egal wie, es ist immer verkehrt.

Ein Impuls will mich auf neue Wege bringen, das Überlebensprogramm will mich schön im Altbekannten halten.

Einem ganz starken Impuls folgend habe ich mich für das Praktikum gemeldet und seitdem macht mir die Angst die Hölle heiß. Um solchen Gefühlen zu entkommen habe ich mich lange Zeit im Kokon versteckt gehalten. Ich habe gedacht, wenn es möglich ist nichts tun zu müssen, dann ist alles ok, dann habe ich keine Angst mehr. Aber das stimmte nicht. Die Angst krallt sich dann eben auch noch die alltäglichste Handlung. Und ich lebe gleichzeitig an mir vorbei.

Und nun, nun bewege ich mich also, ich bewege mich in die richtige Richtung, das fühle ich ganz deutlich, aber es ist immer noch nicht einfach, es ist sogar noch schwerer, auch wenn es keine Option ist umzukehren. Denn wie es da aussieht weiß ich schon.

Ich bin hier festgeglüht, innerlich unter Strom, aber schon lange keine Kraft mehr dafür, der Strom lässt sich nicht abstellen. Die erste Stunde ist erst in zwei Wochen und ich bin jetzt schon im Ausnahmezustand.

Es gab Zeiten in meinem Leben, da freute ich mich auf Dinge, auch wenn sie neu und unbekannt waren, die Begeisterung siegte. Was ist passiert?

Ich fühle rein, die Begeisterung, die irgendwo im hintersten Eck wartet, kommt nicht durch. Etwas versperrt den Weg.

Inzwischen hatte ich Therapie. Gott sei Dank. Alleine bin ich da nicht durchgekommen. Es ging um die Erwartung, die ich an mich habe, alles absolut richtig und perfekt zu machen, um die Vorstellung ich stünde vor einen Tribunal, das abhängig von der Leistung über Leben und Tod entscheidet. Dieses Programm überlagert jegliche Begeisterung.

Es war schwer, den Angstpanzer aufzulockern, er wollte sich so gar nicht geschlagen geben, was letztlich geholfen hat, war der Gedanke, dass alle Menschen sind, dass ich etwas anbiete und es so gut mache wie ich kann und dass alle unbekanntes Terrain betreten, nicht nur ich.

Meine Aufgabe ich nicht eine perfekte Leistung abzugeben (was soll das überhaupt sein und wer will das beurteilen), sondern jede in ihrem Sosein willkommen zu heißen. Dieser Gedanke entspannt mich sofort.

Inzwischen ist es spät, der innere Starkstrom ist fast abgeschaltet, ich hoffe ich kann endlich schlafen.

Ich will das nicht fühlen

Ich bin total aufgeregt. Aus dem Nichts hat sich für mich eine neue Praktikumsstelle ergeben. Ich habe die Ausschreibung gelesen, in einem Impuls der Begeisterung angerufen und sofort die Stelle bekommen. Jetzt habe ich Angst vor der eigenen Courage.

Und bin so aufgeregt, dass ich essen will um mich abzudämpfen.

Was will ich jetzt nicht fühlen?

Da ist unglaublich viel Spannung in mir. Ich gebe ihr Raum. Ich bleibe einfach dabei und fühle meinen Atem und meine Füße.

Irgendein Teil von mir ist mit dieser Situation nicht einverstanden: ‚Schon wieder so viel Aufregung, schon wieder etwas Neues, ich will das nicht, das ist mir zu viel.‘

Zu viel inwiefern? Was befürchtest du?

‚Das kostet so viel Kraft, ich habe Angst dass mir die Kraft ausgeht.‘

Und wenn, was würde dann passieren?

‚Dann würde ich sterben.‘

Hast du das schon mal erlebt?

‚Nein.‘

Wie kommst du dann darauf?

‚Ich weiß nicht, was passiert, wenn mir die Kraft ausgeht.‘

Ok. Aber was kostet überhaupt so viel Kraft.

‚Das Aushalten.‘

Was hältst du aus?

‚Die Aufregung, die Angst, all das was mit dem Neuen verbunden ist.‘

Was heißt den aushalten genau? Wie machst du das?

‚Ich versuche das nicht so stark zu spüren, ich versuche das weg zu bekommen.‘

Und was wäre, wenn du das nicht versuchen würdest?

‚Dann wäre ich aufgeregt und hätte Angst.‘

Kannst du das für einen Moment zulassen?

‚Ja.‘

Ich fühle die Wellen der Aufregung und der Angst durch mich hindurchziehen, aber sie sind nicht mehr bedrohlich, sie überfordern mich nicht. Es ist mal wieder wie Karussell fahren. Sich überlassen und vom Leben berührt werden. Wenn ich dafür offen bin, dann ist es so einfach. Und trotzdem das Allerschwerste. Einfach alles fühlen was ist.

Sich wehren und weg haben wollen verursacht den größten Schmerz und ist dabei die erste Wahl. Schon schräg. Warum sind wir nur so, wir Menschen?

Wenn ein Gefühl da ist, ist es sowieso da, wir haben keine Kontrolle darüber, wir können es weder erschaffen noch verhindern. Aber wir tun so als ob, wir schämen uns für Gefühle, wir verstecken sie, wir jagen ihnen nach, wir verbieten sie, ganz so als hätten wir da irgendetwas zu sagen.

Das Essen ist kein Thema mehr. Nichts im Außen hat sich verändert, im Innen alles.

Vorher-Nachher-Effekt

So, Kritiker, jetzt darfst du mir ganz ungeschminkt alles sagen, was du über das Dicksein zu sagen hast.

‚Ich muss gestehen, dass ich im Augenblick verwirrt bin. Ich dachte ich beschieße dich förmlich mit Antworten aber alles was ich sagen will, ist plötzlich haltlos.‘

Ja, und nun? Wenn es also im Augenblick keinen aktiven Kritiker gibt, warum fühle ich mich trotzdem so? Warum bewerbe ich mich nicht? Ich fühle rein.

Tiefe Trauer. Und ein Satz: ‚Ich bin nicht gut genug. Nie. Ich bin an sich fehlerhaft, ein Montagsmodell.‘

‚Ich tue nur so als ob ich etwas könnte, ich spiele allen etwas vor, aber irgendwann werden sie dahinterkommen, dass ich einfach nichts zu geben habe, nichts kann, nicht gut genug bin.‘

Ich spüre den Schmerz, ich lasse ihn zu, das ist im Augenblick meine tiefste Überzeugung, wie Ezra Bayda sagt, das, woran ich ganz versteckt glaube. Und dass ich das nicht so klar sehe, dafür hat bisher das Fett gesorgt. Es musste für alles herhalten, es ist auch eine dankbare Projektionsfläche für Unzulänglichkeitsgefühle. Denn wer würde das nicht glauben? Ich glaube es schließlich selbst.

Ok, was bedeutet ’nicht gut genug‘?

‚Ich sollte mich für mein Dasein schämen. Nichts was ich mache wird jemals ausreichen um das wiedergutzumachen.‘

Um was wiedergutzumachen?

‚Dass ich existiere.‘

Und gut genug wärst du wenn?

‚Gibt es für mich nicht. Ich bin von Natur aus nicht gut genug. Deswegen sollte ich mich schämen.‘

Boah. Und wer bestimmt das eigentlich?

‚Das ist einfach so.‘

Ne, ne, nichts ist einfach so. Wie kommst du auf so etwas?

‚Ich kenne nichts anderes.‘

Ok. Ich frage anders. Gilt das für jeden Menschen?

‚Nein. Nur für mich.‘

Heißt das, alle anderen sind gut genug, nur du nicht?

‚Ja, genau.‘

Aber da alle anderen gut genug sind, und alle anderen Menschen sind, was bist du dann? Bist du kein Mensch?

‚Doch schon, aber ein besonders unzulänglicher.‘

Wie kommst du darauf, dass du eine solch herausragende Sonderrolle innerhalb der Menschheit spielst?

‚Wenn du es so sagst, klingt das ganz schön absurd. Ich merke, diese Überzeugung kommt von früher, der Blick meines Vaters hat mich so eingestuft, also hat ein Teil das für wahr gehalten, bis heute. Aber realistisch betrachtet ist es ein totaler Schmarrn. Ich bin genau wie jeder andere Mensch. Und wenn alle anderen gut genug sind, dann bin ich es auch. Und wenn jeder andere gut genug ist um sich zu bewerben, dann bin ich es auch.‘

Und all die Zeit verstecke ich mich hinter dem Fett.

….

Stunden später.

Hatte nach dieser Arbeit Kraft und Motivation. Die Bewerbung ist geschrieben und abgeschickt. Wahnsinn! Was für ein Vorher-Nachher-Effekt.

‚Wie sollte es denn sein?‘

Ich habe vorhin beim Ausparken ein anderes Auto angetippt. So leicht, dass ganz klar war, dass da nichts passiert sein kann. Ich wollte gerade aussteigen und nachschauen, da kommt schon die Besitzerin und meint, das passe schon, aber wie kann man nur so blöd sein, wenn man nicht fahren kann, dann soll man es lassen usw. usw. Ich bin quasi vor den Beschimpfungen geflüchtet, während ich noch im Rückspiegel sah, wie sie bei einer Passantin weiter schimpfte.

Danach war ich wie in Trance einkaufen, die dumpfe Glocke hat sich sofort drauf gelegt. Ich habe das meinem Mann erzählt, der nicht der Meinung war es gäbe für mich einen Grund mir sorgen zu machen, dann habe ich meine Freundin angerufen um mit ihr etwas tiefer in meine Gefühle hineinzuschauen. Denn wenn die Glocke da ist und ein unbestimmtes Grauen, dann ist es alleine sehr schwer.

Und es gibt viele Aspekte.

Als allererstes habe ich Angst, sie könnte dann doch zur Polizei gehen und sagen, dass ich Fahrerflucht begangen hätte. Es gibt zwar keinen Schaden, und sie hat gesagt ich kann fahren, weil nichts passiert ist, aber möglich ist alles.

Als zweites merke ich den Wunsch, sie wiederzufinden und mit ihr alles zu klären, damit wir wieder gut sind, auch wenn ich sie nicht kenne, damit mich keine große unbekannte Strafe ereilt.

Ich kenne die Frau aber nicht, also muss ich damit leben, dass ich das nicht tun kann. Das ist schwer. Ich fühle rein.

Ich bin unter ihren Beschimpfungen eingeknickt und bin, nachdem sie es mir ‚erlaubt‘ hat, einfach weggefahren, geflüchtet. Ich hätte für mich aber etwas anderes gebraucht. Ich hätte aussteigen sollen und mich überzeugen sollen, dass wirklich nichts passiert ist, ich hätte mir die Nummer notieren müssen, ich hätte trotz ihrer Beschimpfungen ein Gespräch zumindest versuchen sollen.

Aber in dem Moment war ich nicht in meiner Mitte und nicht in meiner Kraft. Ich bin richtig zusammengebrochen innerlich und davon gelaufen.

Und dafür verurteile ich mich. Doch das ist genau de zweite Pfeil mit dem ich selbst auf mich schieße.

Ich erinnere mich an den Spruch aus dem Selbstmitgefühlskurs: ‚Wir brauchen unser Mitgefühl weil es uns schlecht geht und nicht damit es uns besser geht.‘

Ja, ich hätte besser reagieren können, ich lege zum Trost eine Hand auf mein Brustkorb und spüre sofort die Trauer auftauchen. Ich kann es nicht mehr ändern, es ist wie es ist.

Es tut richtig gut, diesen empfindsamen, verletzlichen Anteil zu sehen und mich ihm liebevoll zuzuwenden, gerade weil ich einen Fehler gemacht habe.

Wir brauchen keine Moralpredigt oder Standpauke wenn wir einen Fehler gemacht haben, wir brauchen unseren Beistand und unser Mitgefühl.

Ich kann spüren, wie empfindlich und verletzlich wir alle sind, das ganze Leben ist, wir Menschen haben keine Kontrolle darüber was passiert, die Dinge passieren einfach. Heute hatte ich so gesehen Glück, dass keinerlei Schaden entstanden ist.

Das alles ist schon drei Stunden her, und trotz all der Arbeit damit, hängt immer noch ein dunkler Schatten über mir. Was ist denn noch los?

Ich fühle rein, etwas widerwillig, aber es hilft nichts, etwas ist noch da, ich habe gerade im Off gefrühstückt, könnte fast nicht mehr sagen was es war, geschweige denn dass ich irgendetwas geschmeckt hätte.

Und ich will wirklich wissen was es ist.

‚Ich will mich nicht so fühlen, das ist ungerecht, es war alles ok, und jetzt ist nicht mal wirklich etwas passiert und ich fühle mich schon drei Stunden so, als hätte ich Fahrerflucht begangen.‘

Hast du denn Fahrerflucht begangen?

‚Nein. Die Besitzerin hat alles mitbekommen, sie hat gesagt es sei ok.‘

Was befürchtest du denn?

‚Ich weiß es gar nicht.‘

Ok. Dann, welche Erwartung wird nicht erfüllt? Wie sollte es denn sein?

‚Ich will nicht, dass es so ist wie es ist, der heutige Tag sollte anders sein. Ohne schlechte Gefühle, die ich nicht wegmachen kann.‘

Ja, das verstehe ich. Wer will das schon? Das Leben ist eben so.

‚Ja, ich weiß.‘

So, puh, die Spannung geht runter, endlich lichtet sich der Schatten. Ich habe auch noch die letzte Facette aufgedeckt, jetzt ist Frieden in mir, alle Anteile wurden gesehen.

Ich darf mich schlecht fühlen, es ist sowieso da, ich brauche jetzt Trost und den kann ich mit auch geben. Ich fühle mich eng mit mir verbunden, wieder zuhause.

Gesehen werden

Gestern wurden wir spontan zu einem Fest eingeladen, bei Leuten, die wir schon lange nicht gesehen haben und mit praktisch völlig unbekannten anderen Gästen.

Als mein Mann mir das erzählt hat habe ich ihm vorgeschlagen er solle doch alleine hingehen. Das hätte ich einen guten Plan gefunden und ich hätte nicht weiter darüber nachgedacht, aber er reagierte recht genervt und meinte ich wolle nur nicht hingehen weil ich Angst vor den Leuten hätte.

Ja, das stimmte, ich hatte Angst vor den Leuten. Wo das nun mal so offengelegt war, bin ich doch mitgegangen und es war sogar sehr schön.

Dennoch beschäftigt es mich weiter, dieser Punkt ist offensichtlich noch lange nicht ausreichend bearbeitet. Ich kreise herum. Heute morgen, bevor ich das Bett verlassen habe, habe ich noch eine Übung gemacht und bin dem nachgegangen was mich so blockiert. Und es war offensichtlich, ich schäme mich für mein Gewicht, ein alter Hut, aber nach wie vor sehr mächtig. Ich kann immer noch die Stimme hören: ‚Du solltest dünn sein, schäm dich!‘

Dann ist es wohl an der Zeit für die nächste Runde. Ich muss zugeben, dass ich da nicht so gerne hinschaue, weil ich mir keinen Erfolg verspreche. Ich gebe der Stimme absolut recht, was soll denn sonst noch dabei herauskommen?

Und doch gibt es auch einen Anteil, der sich nicht mehr schämen möchte. Und für ihn mache ich das.

Also, warum sollte sie dünn sein?

‚Wie warum? Was ist das für eine Frage? Sie will doch dünn sein!‘

Kleine, stimmt das?

‚Ja, schon, aber im Augenblick weiß ich nicht wieso. Ich habe vor allem Angst vor seinen Abwertungen, deswegen will ich dünn sein.‘

Hörst du? Sie will dünn sein, weil sie Angst vor dir hat. Also warum sollte sie dünn sein?

‚Weil es das einzig akzeptable ist.‘

Definiere akzeptabel.

‚Akzeptabel heißt, dass man sich für alles andere schämen muss.‘

Aha. Schämen. Warum?

‚Weil man sein eigenes Versagen sichtbar mit sich herum trägt.‘

Hm. Auf das mit dem Versagen gehe ich später ein. Also angenommen dieses ‚Versagen‘ wäre nicht sichtbar, dann müsste sie sich nicht schämen?

‚Nein. Weil es keiner merkt.‘

Schämen heißt für dich, sein ‚Versagen‘ nicht öffentlich zu zeigen.

‚Genau‘

Und warum nicht? Was würde passieren, wenn sie es doch täte?

‚Dann würden sie alle auslachen und verachten.‘

Kennst du jeden? Weißt du denn genau, dass es alle betrifft?

‚Nein. Aber manche bestimmt.‘

Ja, gut möglich. Dann lachen sie manche aus und verachten sie. Und dann?

‚Wie und dann. Und dann nichts. Solange sie nicht den Anspruch erhebt, ihnen etwas beibringen zu wollen.‘

Aha. Weil?

‚Weil sie als Versagerin unglaubwürdig ist.‘

Ok. Und nun zum Versagen. Wieso ist sie eine Versagerin, wenn sie dick ist? (An diesem Punkt war ich schon viele Male. Die Antwort stellt sich auch nicht sofort ein. Ich fühle lange in mich hinein)

‚Weil die anderen das so sehen.‘

Welche anderen?

‚Die, die sich damit nicht auskennen, die nur die Fassade sehen.‘

Das kann gut sein. Und?

‚Und nichts. Ich will sie schützen. Vor Anfeindungen und Lächerlichkeit. Auf Nummer sicher gehen. Keinem einen Anlass zur Kritik geben.‘

Weil?

‚Weil Kritik und Demütigung früher für sie überwältigend war, nicht auszuhalten.‘

Das stimmt, da war sie ein Kind. Für Kinder ist es überwältigend, besonders wenn es von den eigenen Eltern kommt. Also hast du ihr geholfen, das zu vermeiden, indem sie Situationen vermeidet, die möglicherweise dazu führen könnten. Aber ist das heute noch nötig? Wird sie von Kritik überwältigt?

‚Nein.‘

Nein. Heute führt das nur noch zur Lebensvermeidung. Sie versteckt sich, wagt nichts und traut sich nicht ihr Können zu zeigen.

Das ist der Moment in dem die Spannung runtergeht. Der Kreis schließt sich, ich verstehe. Ich schäme mich für das Dicksein, weil es einen sehr wahrscheinlichen Anlass für Kritik in unserer Gesellschaft liefert. Das ist so und das braucht nicht geleugnet zu werden. Und Teile in mir wollen solche Anlässe um jeden Preis vermeiden, die Scham funktioniert dabei als Mittel um mich in Schach zu halten, um mich versteckt zu halten.

Aber ich brauch Kritik nicht mehr zu fürchten, wie mein kindlicher Anteil es tut. Sie wird mich heute als Erwachsene nicht überwältigen. Doch dieses Kind in mir, dass sich noch so fürchtet braucht meinen Beistand.

Kleine, was brauchst du, um dich so wie du bist zeigen zu können?

Ich will gesehen werden, das ist alles.