Gleich in der Früh sprach der Körper zu mir. Er will einen grünen Smoothie. Da ich das Nötige nicht hatte, ging ich in den Laden um Spinat zu kaufen.
Normalerweise ist die Tatsache, dass ich die nötigen Zutaten nicht da habe, fast immer ein Grund es wieder sein zu lassen. Nur wegen Spinat losfahren, das lohnt sich nicht.
Doch, es gibt nichts was sich mehr lohnen würde. Im Gemüseladen dann die Artischocke. Vor zwei Tagen hat sie mich angelacht, da habe ich die nicht mitgenommen. Zu viel Anderes zu kochen wegen der Geburtstage, keine Zeit um mir eine Artischocke zu kochen. Heute habe ich sie eingepackt und sie kocht schon für das Mittagessen. Mit Vinaigrette, mhm, ich freue mich.
Zwischendurch hatte ich Hunger und was wollte der Körper Essen? Selleriestange mit Hummus. Ganz eindeutig. Ich muss ihn nur fragen, dann hält er mit seiner Antwort nicht vorm Berg. Nur dass ich sie meistens nicht haben will.
Wenn ich nicht diese Verpflichtung eigegangen wäre, hätte sich wie üblich: Sellerie, never, den esse ich nicht roh. Ich habe ihn immer da, weil ich ihn in die Suppen mit reingebe, aber roh, ne.
Doch ich habe versprochen auf den Körper zu hören, also habe ich ihn probiert. Und was soll ich sagen, es schmeckte köstlich, wirklich. Ich habe das in meinem Leben schon öfter gegessen, ich kann mich nicht erinnern dass es jemals köstlich geschmeckt hätte. Aber vielleicht wollte der Körper das früher nicht haben.
Überhaupt, DAS Essen gibt es nicht, es ist alles eine Momentaufnahme, was heute super gut tut, ist morgen schon belastend und umgekehrt. Der Körper weiß den Weg, ich bin beeindruckt.
Mit dem Konzept des Summens wie ich es bisher kennengelernt habe, konnte ich so gut wie nichts anfangen. Oft wusste ich was ich essen will und oft nicht, aber viel öfter wollte ich es nicht wissen. Und wenn eine Unklarheit bestand, dann konnte ich sie nicht klären. Mir vorstellen wie sich das anfühlt, das ist für mich nicht der richtige Weg. Einfach fragen und bereit sein zu folgen. Das ist für mich gut. Warum auch immer.
Nun ja, irgendwann, da war ich gar nicht satt, da schrie der Körper förmlich STOPP. Mehrmals und ganz laut, weil ich nicht aufhören wollte. Als ich endlich zugeben konnte, dass ich nicht aufhören will, obwohl der Körper genug hat, da konnte ich mich dem Teil zuwenden, der einfach mehr wollte, weil es grad so schön war. Bei ihm zu sein, mich zu verbinden hat ausgereicht, ich konnte aufhören.
Ich fühle mich immer noch leicht, obwohl satt.
…
Etwas später wartete ich auf meinen Mann, der mich an der Werkstatt abholen wollte, da sprach mein Körper, ich soll ihm doch entgegengehen. Ich folgte und es war schön und erfrischend.
Zuhause nahm ich mir gedankenlos ein Stück Schokolade, es fiel mir gerade noch ein zu fragen. Die Antwort war, ist ok, das kann ich vertragen. Es wurde mir klar, dass der Körper das ausgleichen kann, er es aber nicht braucht, es ist für ihn nicht nährend.
Gerade habe ich Yin Yoga gemacht. So schön. Mein Körper wollte das. Ich mache das selten, zu wenig Power. Ich verstehe, dass ich noch sehr oft nach einer Vorgabe handle und nicht zu meinem höchsten Wohl.
Das höchste Wohl kann nicht gegen den Körper sein, nur für ihn. Alles Gute kann nur aus der Liebe kommen, aus der Freude. Die Liebe zum Körper, die Freude am Pflegen und Sorgen für ihn, die Freude an der Bewegung führen mich auf den richtigen Weg.
Vorgaben sind Strafen und führen in den Mangel, auch in sportlicher Hinsicht, das ist für mich bisher sehr schwer zu verstehen gewesen. Da ich aus dem Leistungssport komme, ist es so fest verankert, dass ich beim Training über meine Grenzen gehen MUSS, sonst ist es kein gscheites Training. Aber gerade hier ist ein Paradigmenwechsel nötig.
Denn nur wenn ich in der Freude bleibe, kann es von Dauer sein. Freude verlangt im Schneeballsystem nach mehr Freude, also nach mehr Handlungen, die aus der Freude kommen. Und wenn Gutes, also Bewegung und nährendes Essen und andere nährende Handlungen aus der Freude kommen, dann kann die Freude wachsen und wachsen.
Wenn ich über meine Grenzen gehe, also wenn ich mich zwingen muss und dazu anhalten muss, dann kann es nicht mehr gut sein, dann ist die Freude futsch.
Ein Muss ist für mich kontraproduktiv, und irgendwie glaube ich nicht mehr an das liebevolle Muss, ich glaube ein Muss kann per se nicht liebevoll sein. Vielleicht kann man ein unabwendbares Muss so liebevoll wie möglich gestalten, das schon, aber wenn keine Notwendigkeit besteht, so wie beim Essen oder Sport oder überhaupt bei allem was frei wählbar ist, da hat ein Muss nichts zu suchen, da macht nur eine Handlung Sinn, die aus der Liebe entspringt und mit Freude ausgeführt wird. Für mich zumindest.
Besser ein winzigster Schritt mit Freude als ein riesiger Schritt mit Zwang.
Ich gehe gleich schlafen, ich fühle mich gut, nichts drückt und zwickt, der Körper hat gut auf mich aufgepasst.
Morgen mache ich weiter. Das ist zu spannend.
Liebe C.,
habe gerade diesen Eintrag gelesen…. sehr schön, ich freue mich für dich, dass es möglich war etwas zu essen, was dein Körper will.
Du hast geschrieben, dass Freude der Freude (wie ein Schneebalsystem) folgt. Warum ist das so? Ich meine, ich hätte das schon mal bei dir gelesen. Ist das das Gesetz der Anziehung, weil Gleiches sich anzieht?
Herzliche Grüße!
Christine
Liebe Christine,
ja, das Gesetz der Anziehung spielt da sicher eine Rolle, wobei ich zugeben muss, dass ich damit noch nicht so gut zurecht komme, also nicht genau verstehe.
Was ich aber meine, ist, dass wir Menschen von Nautur aus darauf eingestellt sind, der Freude zu folgen, Freude ist unser natürlicher Zustand, wir wollen uns gut fühlen, und wenn eine Handlung aus der Freude entspringt oder uns Freude bringt, so will der Mensch automatisch und mühelos mehr davon.
Das ist nicht immer unproblematisch, schließlich ist es auch der Mechanismus der zur Sucht führt, wir machen etwas, z. Bsp. essen, und weil es uns ein wenig von dem gerade herrschenden Unwohlsein befreit, ist es eine Erleichterung. Diese Erleichterung ist besser als der vorherige Zustand, also wiederholen wir es und wir wiederholen es, bis es ein Muster wird.
Wenn wir aber etwas aus reiner Freude machen, was uns gut tut und nährt, dann wollen wir das auch wiederholen und wiederholen, ganz mühelos. Meistens ist das aber so, dass gerade bei Ernährung und Sport sich so viele Vorgaben davor geschoben haben, dass wir eben nicht ausschließlilch auf die Freude hören. Wenn ich als Beispiel richtig Lust auf Sport habe, anfange und mir vornehme 30 Minuten zu trainieren, nach 10 aber merke, dass es doch nicht geht, ich habe keine Kraft mehr, das strengt mich an, und dann eben nicht aufhöre, um die Freude beizubehalten, sondern weitermache um die Vorgaben zu erfüllen, habe ich mich schon gezwungen, bin aus der mühelosen Freude rausgefallen.
Die Hürde vor dem nächsten Mal Sport oder der Aufwand, den ich brauche um mich zu zwingen wird genau so oder noch größer sein. Und wenn ich die Kraft nicht mehr aufbringe mache ich es gar nicht mehr. Ich zumindest kenne das zur Genüge.
Wenn ich mir aber erlauben kann, nur der Freude zu folgen und direkt aufhören darf wenn ich nicht mehr mag, dann wende ich beim nächsten Mal leichter anfangen usw. Das klingt jetzt so schnell aber natürlich vollzieht sich das meistens wie wir ja wissen in winzigsten Schrittchen.
Bei mir zumidest geht es nur in allerwinzigsten Schritten, weil die Vorgaben nach all den Jahren noch sehr viel Macht haben und ich eine bewusste Auseinandersetzung mit ihnen brauche bevor ich der Freude folgen kann. Aber es wird.
Liebe Grüße