‚Das Leben, oder das Universum oder das Göttliche, bewertet und verurteilt uns niemals, es kritisiert uns nicht, es wendet sich niemals gegen uns, es bestraft uns nicht. Es will uns nichts reinwürgen oder es uns schwer machen. Es will uns nicht auf die Probe stellen und uns nicht das Leben schwer machen.‘ Frei nach ‚Das Leben liebt dich‘
Das habe ich gestern Abend gelesen. Es hat mich schwer beeindruckt. Weil es eine so schöne Prämisse ist, wie wäre alles wundervoll, wenn es so wäre.
Gleichzeitig ist mir aufgefallen, dass ich über das Leben, Gott, Universum in der Regel ziemlich genau das Gegenteil denke.
Wir erwarten von Universum das selbe Verhalten das wir bei unseren ersten wichtigen Autoritätspersonen kennengelernt haben. In meinem Fall haben meine Eltern mir all das vermittelt: strengste Bewertung, Urteile, Kritik, Strafe, Schikane, bösartige Fallen, Hängenlassen im Falle von Nichtbefolgung, Demütigung, Ausweglosigkeit.
Das sind die Ursachen all meiner Ängste: ich fürchte etwas ‚falsch‘ zu machen, und dann folgt automatisch die strafende Reaktion des Lebens. Das ist ganz klar zu sehen, darum geht es im Kern immer. Und von der strafenden Reaktion des Universums bin ich überzeugt, ich habe es früher nicht anders kennengelernt.
Das ist die eine Sichtweise. Ich verbinde mich und schaue mal, ob ich es auch anders sehen kann.
Mit fällt ein, es gab zwei Personen, meine Oma väterlicherseits und mein Opa mütterlicherseits, die anders waren. Bei ihnen war ich stets willkommen, sie haben mich nicht kritisiert, nicht bewertet, niemals bestraft, alle meine Wünsche waren gültig und sie haben sich bemüht sie zu erfüllen. Sie haben mich ernst genommen, als Mensch gesehen. Vom Rest der Familie wurde ihnen vorgeworfen, dass sie zu weich seien und mich mit dem Verwöhnen verderben würden. Deswegen behielt ich das Gefühl, dass ich so eine Behandlung eigentlich nicht verdient habe, sie mir quasi erschlichen habe.
Aber hier gab es für mich vom Leben ein anderes Modell. Eine Blume in der Wüste um die Hoffnung nicht sterben zu lassen. Das Leben hat mir geholfen.
Und wie oft habe ich in meiner Jugend und in den Zwanzigern, als ich ein lebensmüdes Verhalten an den Tag gelegt habe, mir rückblickend gedacht, was für ein Glück ich hatte, es hätte bei gleichen Vorraussetzungen viel, viel schlimmer kommen können. Ich hatte tausend Schutzengel. Auch da hat mir das Leben geholfen.
Und habe ich nicht meinen Mann und die Kinder bekommen, als ich sie mich gewünscht habe? Sie wurden promt geliefert, das Universum hat mich nicht gequält.
Was ist wenn es wahr ist? Das uns das Leben liebt, das es niemals bewertet, verurteilt oder straft, geschweige denn uns mit Absicht quält?
Ich bin bereit mich dafür zu öffnen, ich bin bereit mich heute vom Leben lieben zu lassen, das weiß ich deswegen, weil ich bei dem Gedanken von freudiger Erwartung und Sehnsucht durchströmt werde, eine ganz sanfte wohltuende Welle, das ist für mich das Richtige.
…
Inzwischen ist wieder die Wäsche dran. Weiß nicht was die Wäsche an sich hat, dass sie immer aufs Neue Widerstand hervorruft. Ich habe jetzt mit Härte die Wäsche eingesammelt, fühlte mich dabei immer schlechter.
Dann konnte ich mich erinnern, dass ich das so nicht mehr wollte. Einfach machen und über mich drübergehen.
Was würde jemand tun, der sich selbst liebt?
Die Antwort kommt sofort: Innehalten und schauen was los ist.
Also gut. Ich stelle den Wecker auf 10 Minuten.
Unruhe, Schwäche, Schwere. ‚So sollte es nicht sein, so sollte ich mich nicht fühlen‘. Ach so, Frau Sollte ist unterwegs. Wie kommst du denn nur darauf, und in welcher Welt kann es dich denn geben, Frau Sollte?
‚In einer Welt in der es ganz genau Vorgaben gibt und Verhaltensregeln, da ist schlecht fühlen verboten.‘
Ich verstehe. Komm rüber und setz dich zu uns, wir schauen wir mal die Welt an in der wir lieber leben wollen.
Ich umarme die Frau Sollte, sie darf auch da sein, sie kann ja nichts dafür, sie hat nichts anderes gelernt. Aber am Steuer sitzen darf sie nicht. Das versteht sie, sie setzt sich hin.
Nun sitzt die Sehnsuchtsmutter wieder am Steuer, die Liebe, mein freies Selbst. In diesem Licht ist schlecht fühlen absolut erlaubt, es wird nur liebevoll begleitet.
Es wird wieder warm und weich in mir drin, Wäsche waschen ist nur eine Tätigkeit, keine Strafe, ich mache es nicht gern, auch das ist ok.
Es ist wieder Frieden eingekehrt, ich fühle mich nach wie vor schwach und schlapp, trotzdem habe ich viel mehr Energie als vorher, auf einer anderen Ebene. So viel Energie, dass ich mich bei Wäsche waschen im schlappen Zustand liebevoll begleiten kann.