Wolken voll Traurigkeit

In mir ist Weinen. Ein nach innen gerichtetes Weinen. Als würde mein innerer Körper weinen. Ich spüre das im Kopf und in der Brust.

Ich bin bei dir. Wir können da hinein tauchen wenn du willst.

Ja, ich will.

Es fließt nach unten, als würde ich innerlich davon schmelzen. Es rollt sich auch vertikal ein. Nach unten und nach innen. Es kommt eine Welle extremer Müdigkeit, dann Tränen, dann krampft der Magen. Druck im Kopf, dann wieder Tränen.

Alles in mir wird flüssig, als wäre ein See in mir, und dieser See ist aus Traurigkeit, unendlich viel Traurigkeit.

Habe ich dieses Gefühl früher schon mal gefühlt?

Ich sehe Szenen aus meinen Zwanzigern, als ich im Nachtleben exzessiv das Leben gesucht habe, aber darunter eigentlich tief traurig war. Ich spüre dieses tiefe Gefühl von damals, und auch dass es damals zu bedrohlich war, es durfte nicht sein.

Habe ich das früher schon mal gefühlt?

Ich sehe meine Großeltern, sie sind voller Trauer, es ist als hätte ich ihre Trauer übernommen. Ich mache ein kleines Ritual und gebe ihnen die Trauer zurück. Das berührt mich sehr.

Habe ich das noch früher schon mal gefühlt?

Ich sehe den Jungen aus dem Kindergarten, der damals beim großen Erdbeben gestorben ist, ich sehe in seine ernsten Augen, damals konnte ich nicht trauern, alles war zu bedrohlich, ich war ganz alleine damit, wie ich immer emotional völlig verlassen war, jetzt kann ich das, der Damm ist gebrochen, die Tränen fließen nur so. Das tut gut.

Es klart auf innerlich, es wird heller und wärmer, die Wolken der Traurigkeit haben für den Moment alles abgeregnet.