Ich bin heute nicht in Yoga gegangen. Zum einen, weil es in diesem Jahr recht doof kollidiert mit dem Stundenplan meiner Kinder, aber hauptsächlich weil ich mich getraut habe meinem Gefühl zu folgen, gegen all die Stimmen, die mir sagen, dass alles zugrunde geht, wenn ich anfange feste Stunden zu schwänzen.
Aber dieser Kurs ist nicht mehr ganz das Richtige für mich, das spüre ich seit einiger Zeit. Ich möchte so üben, wie es mir gut tut, und nicht etwas machen müssen. Das hat einfach keinen Wert mehr. Erst habe ich nach anderen Kursen gesucht, bis mir aufgefallen ist, dass das nichts ändert. Auch dort werde ich einem Programm folgen müssen. Manchmal ist das gut, aber eben nur manchmal.
Ich kann der Erkenntnis nicht mehr ausweichen, ich muss die Verantwortung übernehmen. Seit Tagen habe ich immer wieder den Gedanken, dass ich viel eigenverantwortlicher mir dem Körper umgehen muss. Die Zeit ist vorbei, als ich noch eine Abhängigkeit von festen Stunden oder auch festen Übungsabfolgen gebraucht habe.
So wie es darum geht, den Alltag zu einer Art Dauermeditation und ständigen inneren Arbeit zu machen, sich unabhängig zu machen von Gruppen oder Lehrer (habe Michael Browns neue Website gefunden, da gibt es jede Menge kostenloses Material) so geht es auch darum, den Alltag für ein kontinuierliches Trainingsprogramm zu nutzen.
Es geht darum die Spaltung aufzuheben. Die Spaltung zwischen ‚jetzt ist Zeit für die innere Arbeit oder Mediation‘ und ‚dann kommt der Rest des Tages, der Alltag‘. Oder ‚jetzt ist Zeit den Körper zu bewegen und zu trainieren‘ und ‚dann kommt der Rest des Tages, der Alltag‘. Oder auch ‚jetzt ist Zeit zu entspannen und zu genießen‘ und ‚dann kommt der Rest des Tages, der Alltag‘.
Wenn der Alltag also immer von Allem getrennt ist was mir Freude macht und mich nährt, dann ist es kein Wunder, dass ich im Alltag leide, und esse.
Es geht um das sowohl als auch, im Gegensatz zu entweder oder. Und um Integration aller Anteile.
Ich kann, wenn mir danach ist, eine Trainingsstunde besuchen, aber ich kann das bewusste Bewegen meines Körpers auch einfach in den Alltag einbauen, indem ich z. Bsp. mein Wäschewaschen mich nicht einfach irgendwie bücke, sondern kontrolliert. Indem ich zwischendurch ein paar Übungen mache als Abwechslung. Ich kann mich hinsetzen zur inneren Arbeit, aber ich kann auch während ich den Haushalt mache mich dabei innerlich begleiten. Alles geht, wenn man es nicht zu ernst nimmt sondern sich erlaubt damit zu spielen.
Ich muss mich nicht verlassen oder auf das verzichten was mich nährt, nur weil ich eine bestimmte Aufgabe erledigen muss. Genau das hat mir mein altes Paradigma aber vorgegeben. Entweder ganz oder gar nicht. Unter diesem grausamen Diktat leide ich schon lange.
Aber nun beginnt etwas aufzuweichen, feste Mauern werden eingerissen, ich fühle, dass es nun in diese Richtung geht, das ist der nächste Schritt, ich fühle dabei Weite, Offenheit, Freude, Wärme.