Wie innen, so außen

Der erste Schock ist vorüber, jetzt kommt der Alltag.

Die ersten Tage fiel es mit noch leicht Mitgefühl mit mir zu haben, das wird nun zunehmend schwerer.

Ich empfinde zunehmend Groll, Groll, dass jeder trotzdem alles so liegen lässt wie immer, Groll, dass keiner Hier! schreit um mir zu helfen, sondern jedes Mal extra gefragt und teilweise genötigt werden muss. Groll, dass es hier unterirdisch aussieht und ich machtlos bin und praktisch nichts dagegen tun kann.

Vorhin versuchte ich gerade mitten in der explodierten Küche Frühstück für mich zu machen, irgendwie zwischen Bergen von Geschirr und herunterfallenden Krücken, da überkam mich wieder die Wut, ich stelle die Frage, was würde jemand tun, der sich selbst liebt, und da explodierte es:

‚So eine verdammte Scheiße, aber ich liebe mich nicht, was soll das sein, ich hasse mich, ich hasse mein Leben, ich hasse alles, ich sitze im Dreck und bin machtlos ausgeliefert‘

Das hat gut getan, so ist es, so einen Teil gibt es, und was mir klar geworden ist, nun mit Krücken ist das eher wahr, dass ich nicht viel tun kann, aber dieses Gefühl ist viel älter, es ist immer da, auch wenn ich keine Krücken habe.

Überhaupt ist alles schon da. Die Mühe, die Schwere, die Langsamkeit, die Machtlosigkeit. Es ist, als hätte das Universum mit diesem Unfall meine äußeren Umstände an meine inneren Umstände angepasst.

Was soll ich daraus lernen? Ich soll die Wahrheit zugeben. Ich soll aufhören mir vorzumachen mir würde es besser gehen. Oder besser gesagt, aufhören zu glauben es sollte mir besser gehen. Ja, das ist es. Ich soll den Widerstand sehen, sozusagen in 4D erleben, da ich ihn als reinen inneren Zustand noch wegdrücken konnte. Ich habe noch nicht akzeptiert wie es mir geht, und nun wird das Gefühl verstärkt.

Okay, ich habe es verstanden, die Mühe, die Schwere, die Langsamkeit, die Machtlosigkeit, die sind da, das ist der Jetzt-Punkt, dieses ‚es sollte anders sein‘ ist der Widerstand gegen das Jetzt.

Was zeigt mir das über das was ich will? Ich will innerlich wie äußerlich in Ordnung kommen, in meine eigene Ordnung, in die göttliche Ordnung, in meine Kraft. Ich will Klarheit und Kraft und Ordnung innerlich wie äußerlich.

Ich schicke diesen Wunsch durch mein Herz und es resoniert, es resoniert sehr stark. Das will ich, ich will in die Ordnung kommen, ich will das Chaos in mir aufräumen.

Gut, und nun die schwerste Frage: Was kann ich sofort tun, um mich in diese Richtung zu bewegen?

Mir Langsamkeit erlauben, alles ganz langsam angehen, sonst verliere ich den Überblick. Der erste Schritt ist eine Bestandsaufnahme. Alles muss erst angeschaut werden, damit es den richtigen Platz bekommt. Und das geht nur eines nach dem anderen. Langsam. Nichts rennt mir davon.

Der Druck, den ich mir immer mache, es muss sofort geschehen und schneller und mehr und noch mehr, ist ein wichtiges Instrument der Selbstsabotage. Diesen Ansprüchen kann ich auf die Dauer nicht gerecht werden, also gebe ich entnervt auf. Die Erwartung, dass es schnell gehen soll, ist nichts was mir hilft, es ist etwas das mir schadet. Und daher entscheide ich mich, ihr nicht mehr zu folgen.
Was würde jemand tun, der sich selbst liebt? Es gaaanz langsam und sanft angehen, so langsam und sanft, dass es angenehm und nährend bleibt.

‚Ich darf alles ganz in Ruhe machen‘, das ist mein neues Mantra. Hach, wie schön, Balsam für meine Seele.