Und immer noch lockt das Essen

Sobald ich es auch nur ins Auge fasse, den ersten Beitrag zu schreiben, kommt der Essdruck. Ich sitze vor zwei riesigen Toastbroten mit Butter und will sie weg atmen. Ich weiß nicht mal ob ich Hunger habe oder nicht, der gefühlte Zugang zum Magen ist versperrt, wie oft wenn Essen was wegmachen soll.

Also setze ich mich zum schriftlichen Erforschen hin, die einzige Möglichkeit für mich aus der Trance aufzuwachen und frage:

Was ist los?

Ich fühle in den Körper, Druck und Spannung.

Ich will essen! Lass mich in Ruhe!

Das verstehe ich. Wenn du aber gegessen hast, wirst du nur voll sein und dich schlecht fühlen, aber das eigentliche Problem wird immer noch da sein. Willst du nicht wissen was mit dir los ist?

Doch.

Ok, dann fühlen wir noch ein wenig hinein.

Ich bin so angespannt, ich habe mich entschieden diesen Blog zu schreiben, aber ich weiß nicht was ich schreiben soll.

Aber du schreibst doch was.

Ja, jetzt schon. Das stimmt. Der Druck geht runter.

Weißt du denn noch, warum du dich entscheiden hast den Blog zu schreiben?

Ja. Ich wollte das was ich gelernt habe mir anderen teilen. Wie ich mit dem Esssucht, den Ängsten, den depressiven Phasen umgehe. Dass ich nicht mehr wegschauen will oder mich mit Essen oder anderen Mitteln wegbeamen will, sondern hinschauen will, fragen will, was verdammt noch mal mit mir los ist. Warum es mir so geht wie es mir geht. Und geht es auch anders? Und wenn ja, wie?

Der einzige Weg, der für mich jemals funktioniert hat, ist der Weg der radikalen Liebe zur Wahrheit, ein Weg der jeden Tag und jede Sekunde eine neue Entscheidung braucht. Ich habe schon sehr oft die Erfahrung machen dürfen, dass das Wissen um die eigene Wahrheit, egal wie wenig ich sie haben will, mir Frieden schenkt.

So auch jetzt. Zu wissen, dass ich essen will, weil ich vor dem ersten Beitrag Angst habe, hat den Druck sofort gesenkt. Ich hatte etwas Hunger, also habe ich ein Brot gegessen, das zweite liegt da und interessiert mich nicht mehr. Nie im Leben würde ich das jetzt noch essen wollen. Ganz schön schräg, wo ich mir vorher am liebsten alles in einem Satz in den Mund gestopft hätte.

Ich habe das schon oft erlebt, sehr oft in den fünf Jahren in denen ich daran arbeite. Und trotzdem esse ich immer wieder einfach anstatt zu schauen was ist. Weil es jedes Mal eine neue Entscheidung braucht. Für die Wahrheit und gegen die Trance. Und das ist gar nicht leicht.

Wird mich dieser Weg aus der Esssucht herausführen, hin zu mehr Liebe zu mir und zum Leben? Hin zur Freiheit, zum respektvollen Umgang mit mir selbst, raus aus der Lebensvermeidung, hin zum Leben, was auch immer das ist. Das weiß ich nicht. Aber gehen werde ich ihn. Und teilen.

Das mit dem Teilen vermeide ich seit Jahren. Ich schrieb für mich selbst. Wozu öffentlich? Diese Frage kann ich immer noch nicht beantworten. Der Wunsch ist einfach da und gewinnt mit den Jahren an Kraft. Die Seele spricht durch unsere Wünsche, also habe ich mich entschieden nachzugeben und ihr zu folgen.

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