Tee trinken mit Frau Angst

Da ist sie wieder. Die Angst. Die Bedingungen im Außen sind wieder günstig, und schon kommt sie vorbei.

Wenig geht. Die graue Masse innen wird immer dichter, kein Durchkommen. Der kleinste Schritt ist bei mir sein in dieser Situation. Das ist auf jeden Fall tröstlich, von hier aus kann ich wenigstens ein wenig aus der Totalstarre herauslugen und schauen was ansteht.

Wie kann ich Tee trinken mit der Angst? Ich frage meine innere Stimme, die Führung in mir: Siehst du was mit mir los ist?

‚Aber sicher‘

Kannst du mir helfen? Was muss ich wissen oder tun?

‚Es ist an der Zeit die Angst wieder etwas näher anzuschauen‘

Ok Frau Angst, magst du mit mir Tee trinken?

‚Ich bin total berührt. Du lädst mich wirklich ein?‘

Ja, aber sicher, setz dich doch.

‚Darf ich wirklich? Darf ich dazugehören?‘

Aber ja. Geht es dir darum?

‚Auch, aber nicht nur.‘

Worum denn noch? Magst du mir etwas erzählen?

‚Es steht ja viel an, Praktikum, Kindergeburtstag, Einladungen, alles Dinge auf die ich reagieren muss.‘

Warum eigentlich?

‚Potentielle Gefahr, Unbekanntes Terrain.‘

Welche Gefahr?

‚Zum Beispiel beim Kartfahren. Auch wenn es ein Kinderpaket ist, da kann immer was passieren.‘

Ja, ich verstehe dich. Hier hänge ich, da komme ich nicht weiter. Bitte hilf mir es anders zu sehen.

….

Ich habe mich an einen Satz erinnert, den ich mal irgendwo gehört habe: ‚Tue was immer nötig ist um dir Sicherheit zu geben,‘ und ‚das Gefühl sagt etwas, aber was sagen die Fakten?‘

Also habe ich recherchiert. Und tatsächlich, die Hauptbeschwerden über die Kartbahn zu der wir gehen wollen, ist, dass sie das Tempo zu sehr drosseln, aus Sicherheitsgründen. Das hat mich sehr beruhigt.

Es wird wieder weiter, die Totalstarre weicht, es bleibt ein Gefühl der Erschöpfung.

Ich kann mich wieder verbinden, ich spüre Wärme und Raum und Erschöpfung und Erleichterung, dass das Raubtier bezwungen ist. Jetzt ist Zeit mich um mich zu kümmern, sagt die Liebe, es gibt nichts mehr zu tun heute.

Das stimmt, es gibt zwar noch verschiedene Termine, aber kein Raubtier mehr. Die Spannung weicht mehr und mehr, ich bin so dankbar, dass es immer ein danach gibt, nach der Angst.

Und nun Frau Angst?

‚Nun bin ich erstmal wieder fertig, bis zum nächsten Mal‘

Wo willst du hin?

‚Mich verstecken, wie immer?‘

Aber du gehörst doch dazu, willst du nicht einfach hier bleiben und einfach ruhen.

‚Darf ich wirklich?‘

Aber sicher, sonst würde ich nicht fragen.

‚Dann gerne. Ich bleibe‘

Frau Angst legt sich auf ein Kissen und macht die Augen zu. Die Tränen fließen. Dass Frau Angst bleiben darf, zu mir gehören darf berührt mich bis ins letzte Mark. Es ist so innig.