Ich will das nicht fühlen

Ich bin total aufgeregt. Aus dem Nichts hat sich für mich eine neue Praktikumsstelle ergeben. Ich habe die Ausschreibung gelesen, in einem Impuls der Begeisterung angerufen und sofort die Stelle bekommen. Jetzt habe ich Angst vor der eigenen Courage.

Und bin so aufgeregt, dass ich essen will um mich abzudämpfen.

Was will ich jetzt nicht fühlen?

Da ist unglaublich viel Spannung in mir. Ich gebe ihr Raum. Ich bleibe einfach dabei und fühle meinen Atem und meine Füße.

Irgendein Teil von mir ist mit dieser Situation nicht einverstanden: ‚Schon wieder so viel Aufregung, schon wieder etwas Neues, ich will das nicht, das ist mir zu viel.‘

Zu viel inwiefern? Was befürchtest du?

‚Das kostet so viel Kraft, ich habe Angst dass mir die Kraft ausgeht.‘

Und wenn, was würde dann passieren?

‚Dann würde ich sterben.‘

Hast du das schon mal erlebt?

‚Nein.‘

Wie kommst du dann darauf?

‚Ich weiß nicht, was passiert, wenn mir die Kraft ausgeht.‘

Ok. Aber was kostet überhaupt so viel Kraft.

‚Das Aushalten.‘

Was hältst du aus?

‚Die Aufregung, die Angst, all das was mit dem Neuen verbunden ist.‘

Was heißt den aushalten genau? Wie machst du das?

‚Ich versuche das nicht so stark zu spüren, ich versuche das weg zu bekommen.‘

Und was wäre, wenn du das nicht versuchen würdest?

‚Dann wäre ich aufgeregt und hätte Angst.‘

Kannst du das für einen Moment zulassen?

‚Ja.‘

Ich fühle die Wellen der Aufregung und der Angst durch mich hindurchziehen, aber sie sind nicht mehr bedrohlich, sie überfordern mich nicht. Es ist mal wieder wie Karussell fahren. Sich überlassen und vom Leben berührt werden. Wenn ich dafür offen bin, dann ist es so einfach. Und trotzdem das Allerschwerste. Einfach alles fühlen was ist.

Sich wehren und weg haben wollen verursacht den größten Schmerz und ist dabei die erste Wahl. Schon schräg. Warum sind wir nur so, wir Menschen?

Wenn ein Gefühl da ist, ist es sowieso da, wir haben keine Kontrolle darüber, wir können es weder erschaffen noch verhindern. Aber wir tun so als ob, wir schämen uns für Gefühle, wir verstecken sie, wir jagen ihnen nach, wir verbieten sie, ganz so als hätten wir da irgendetwas zu sagen.

Das Essen ist kein Thema mehr. Nichts im Außen hat sich verändert, im Innen alles.