Frau in der Grube

Ich bin wieder die Frau in der Grube.

Ich sitze dort fest weil jede Menge Steinbrocken den Ausgang versperren. Also mühe ich mich und mühe ich mich ab und schaffe Steine zur Seite und mir ein Ausgangsloch. Und gerade wenn ich denke, dass der Durchgang groß genug sei, und ich entkommen könnte, kommt irgendwer vorbei und schmeißt achtlos noch ein paar Steine hin. Und ich sitze wieder fest. Und ich fange von vorne an, und ich schaffe mir mühsam ein Loch und dann kommt wieder einer und schmeißt es wieder zu.

Ich mag nicht mehr, ich mag nicht mehr in dieser ganzen Scheiße sitzen, ich will mich nicht mehr so fühlen, ich will nicht mehr in dieser inneren Hölle leben.

Alles fühlen was ist, mit der äußersten Zwiebelschicht gehen, bei sich bleiben, sich begleiten, bla bla, bla blupp, das ist doch alles gequirlte Kacke, ich verstehe es eigentlich nicht. Ich habe keinen blassen Schimmer was sie alle damit meinen. Ich gebe mir so viel Mühe das richtig zu machen, aber in Wahrheit kapiere ich es nicht mal.

Auf was warte ich? Auf was arbeite ich hin? Existiert dieser Ausgang überhaupt und ist das Leben außerhalb der Grube überhaupt erstrebenswert?

Ich nehme kein Gramm ab. Das Gewicht spricht immer die Wahrheit. Keine Ahnung wieso, aber eines ist klar, ich halte mich selbst nicht aus. Ich will immer etwas tun, oder etwas tun müssen, was ich dann nicht tue, dass nenne ich dann Freiheit oder Entspannung. Und wenn ich etwas tun muss, also wirklich tun muss, dann nenne ich das Hölle. Unzumutbar. Was ist mit mir los?

Warum finde ich alles nur scheiße? Warum erscheint mir das einzig mögliche Leben ein Leben in dem ich nichts tun muss? Gar nichts.

Ich liege herum und lese Bücher und man kümmert sich um mich. Ich bekomme alles zu essen was ich will, alle stehen mir zur Verfügung wenn ich sie brauche und wenn nicht, stören sie mich nicht, und das aller-, aller-, allerwichtigste ist: es gibt keine Termine in der Zukunft.

Es gibt kein ja heute kannst du, aber morgen musst du dies, oder nächste Woche musst du jenes oder bis nächstes Jahr muss das getan sein. So etwas existiert dann nicht. Ich muss mich um rein gar nichts kümmern. Nie.

Ich muss über nichts nachdenken, nichts liefern, nichts leisten, nichts, nichts, nichts, nichts. Nicht jetzt und nicht in Zukunft. Niemals.

Ich liege nur herum in der Sonne, im Schatten oder springe in den Pool, aber auch das muss ich nicht. Ich kann auch einfach im Bett bleiben und gar nicht aufstehen.

Ja so ist es. Jetzt geht es mir besser.