Der rote Faden

Ich werde mit Bällen beworfen und fühle mich verpflichtet sie alle einzusammeln. Doch es wird immer nebliger und dichter um mich, und innerlich dampft es hoch. So geht es nicht, das ist klar.

Es ist eine Entscheidung notwendig, aber ich kann sie nicht treffen. Ich weiß nicht wofür.

Was befürchtest du wenn du dich dafür entscheidest?

Dass ich überfordert werde, dass ich wieder eigentlich nicht hin will aber es nur mache, weil ich zugesagt habe.

Und was befürchtest du wenn du dich dagegen entscheidest?

Dass ich es mir zu leicht mache, und den leichten Weg gehe. Und das ist verboten.

Warum? Oder anders. Wenn du wirklich den leichten Weg gehen würdest, was wäre dann?

Das darf nicht sein.

Oh. Aber meine Frage war, wenn, was wäre dann, und nicht ob das sein darf oder nicht.

Das wäre ja unverschämt leicht, dann wäre das Leben ja mühelos, das erfolgreiche Leben mühelos, das darf nicht sein.

Auf dieses darf nicht sein bestehst du ja, oder? Darf das niemand oder nur sie?

Nur sie.

Warum?

Weil sie nicht mehr sein darf als ihre Eltern. Ihre Eltern mühen sich herum und sind nicht erfolgreich, da darf sie doch nicht erfolgreich sein auf mühelose Art.

Und wenn sie es wäre, was wäre dann?

Dann wäre das Leben nicht mehr schwer.

Gibt es denn irgendeinen echten Grund, warum sie nicht mühelos leben darf?

Nein. Es ist nur in der Welt aus der sie kommt undenkbar. Alles dort war schwer, alles mit unglaublicher Anstrengung verbunden, in ihrem Leben, in der ganzen Familie, in der Familiengeschichte und im diktatorischen politischen System. Leicht gab es nicht. Leicht war keine Option. Leicht war infolgedessen verpönt, eine gesamtgesellschaftliche Schutzreaktion. Jeder Atemzug kostete Anstrengung und alles musste überwacht und kontrolliert werden, Fehler hatten fatale Folgen.

Puh, ich kann die Schwere spüren, die Tonnen, die mich belasten, das Gewicht ist eine Manifestation davon, das ist glasklar, erst im September habe ich bei der Familienrekonstruktion die Frage gestellt: Kommt die Last, die mich so niederdrückt aus meiner Familie? Eine Teilantwort habe ich da bekommen, aber jetzt sehe ich das ganze Bild.

So, nun steht es mir frei mich dagegen zu entscheiden. Und dafür?

Das ist noch belastet, von der Angst vor Überforderung, und vor dieser furchtbaren Zeit, die ich dann habe, mit Übergeben, Panikattacken usw.

Es ist dann auch einfach so, da gibt es nichts zu hinterfragen.

Was sagt mir das was ich nicht will über das was ich will? Das habe ich aus einem Video von Teal Swan, fand das eine sehr interessante Frage, gerade in meinem Fall des chronischen Nichtwissens.

Ich will diese Zustände nicht, die sind überfordernd, als würde ich mich selbst zwingen, knechten und vergewaltigen. Was will ich dann?

Ich will mich nicht knechten, zwingen und übergehen. Ja, das ist es, ich will nur den Schritt machen der mir möglich ist, mit Rücksicht auf mich, auf das was ist.

Wenn ich mehr von mir verlange, als ich geben kann, ohne in die Überforderung zu kommen, dann mache ich das was ich soll, das schon, aber ich bleibe im System, ich bleibe im Modus des Zwangs, in dem ich mein Leben lang schon stecke.

Die ganze Gesellschaft, spätestens seit Beginn der Schulzeit lehrt uns mit Hartnäckigkeit nur eins: wir sollen das machen was verlangt wird, und wenn wir es nicht können, dann sollen wir gefälligst lernen uns besser zusammenzureißen und besser zu übergehen. Und die, die es immer noch nicht können, waren gestern die Versager und bekommen heute Drogen im Kindesalter um die nötige Leistung zu erbringen. Wer die Kraft nicht aufbringt sich ordentlich zu übergehen, dem wird mit Mitteln geholfen, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Und so viele denken sich rein gar nichts dabei.

Wäre ich heute ein Kind, würde ich das sicher nicht bekommen, denn ich habe das ganz famos hinbekommen mich zu übergehen.

Sicher verlangt die Ausbildung sehr viele Praktikumsstunden, aber entweder es ist mir möglich sie auf eine mühelose Art abzuleisten, oder ich leiste sie gar nicht. So fühlt es sich gut an.

Das ist ja ein verwegener Entschluss, aber goldrichtig. Entweder es geht auf eine mühelose Art oder gar nicht, ich will nicht noch mehr Zwang und Aushalten und Durchhalten in meinem Leben. Das hatte ich zuhauf und es hat mich nirgendwo hingebracht, noch nicht einmal beruflich.

Das ist so ähnlich wie damals, als ich in Männerdingen beschlossen habe, entweder ich finde einen, der mich wundervoll findet genau so wie ich bin, oder ich will keinen. Auf eine Beziehung in der ich das Gefühl habe nicht richtig zu sein und mich ständig dazu anhalten muss dieses von mir Verlangte zu tun, will ich nie wieder haben. Eigentlich habe ich damals genau diesen Entschluss schon getroffen, entweder es geht leicht und mühelos, oder gar nicht.

Aber natürlich, dass mir das jetzt erst auffällt. Das ist der rote Faden, darum geht es bei mir, das ist meine Lernaufgabe. Mühelosigkeit und Leichtigkeit in allen Bereichen und allen Facetten.

Der richtige Weg für mich ist leicht. Organisch und mühelos. Aus Leidenschaft. Aus Freude und Lust. Ohne Durchhalten. Ohne Aushalten. Ohne Zwang.

Ich darf der Mühelosigkeit vertrauen, sie will mich nicht einlullen und in den Stillstand führen, wie das Herkunftssystem es glaubt, nein, im Gegenteil, für mich ist sie die reine Expansion, meine Richtung, meine Lebensaufgabe, mein roter Faden.

Und da wir gerade dabei sind, die letzten Tage bin ich schon der Leidenschaft gefolgt und habe mir diese Tasche genäht. Alles ganz mühelos. Weil mir das Spaß macht.

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4 Gedanken zu „Der rote Faden

  1. Liebe CK,

    die Tasche ist wirklich wunderschön geworden. Herrlich die schönen kleinen Details.

    Du schreibst“Der richtige Weg für mich ist leicht. Organisch und mühelos. Aus Leidenschaft. Aus Freude und Lust. Ohne Durchhalten. Ohne Aushalten. Ohne Zwang.“ Ich bin überzeugt, dass der richtige Weg, genauso ist, wie Du es beschreibst. Wenn es nicht so ist, dann ist es nicht der richtige Weg.

    Erst dann, wenn es leicht geht, kann alles mühelos geschehen, was wir uns wünschen. Dann sind wir auch irgendwie in einem empfangsbereiten Zustand. Sei es bei Männer, Jobs oder bei anderen Dingen wie z. B. diese wunderschöne Tasche.

    Ganz liebe Grüsse
    Sabine

  2. Welch wunderschöne Tasche! Unglaublich!!

    Und Danke für Deine Worte, die mich genau da abholen, wo ich stehe. Ich trete (noch) auf der Stelle, weil ich keinen Zwang, keinen Kampf mehr will. Kann ich mich für etwas anderes entscheiden!?

    Lieben Gruß,
    tina

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