Gestrandet

Ich bin zur Zeit mit viel Hoffnungslosigkeit konfrontiert. Im Niemandsland gestrandet.

Keine Hoffnung, dass das Gewicht jemals weggeht, ich kenne auch niemanden persönlich, der zu den Dicken gehört und das vollbracht hat. Keine Hoffnung, dass sich jemals etwas ändert.

Menschen, die Therapeuten sind und Seminare über Beziehungsfähigkeit geben, machen nichts anderes als wir alle anderen im Konfliktfall, sie sagen: ‚Ich habe recht und du hast unrecht‘. Vertuschen und rechtfertigen wie wir alle anderen auch. Greifen unter der Gürtellinie an, wie wir alle anderen auch. Bemühen sich krampfhaft um Imagewahrung und ordnen dem alles andere unter.

Heißt das, dass wir Menschen dazu verdammt sind in diesem Kreislauf stecken zu bleiben? Oder was heißt das denn eigentlich?

Heißt das, dass es keine Heilung gibt und das alles nur eine riesige Luftblase ist?

Nein, höre ich eine Stimme, es heißt dass das alles nicht mehr zu mir passt, ich bin aus dieser Umgebung herausgewachsen. Ich bin bereit offen zu sein und ich will mich nicht mehr unter dem Diktat der Fassadenpolitur stellen. Mir vom Image vorschreiben lassen was richtig ist und was falsch ist.

Ja, das alles hat mich bewegt, ich stelle alles in Frage. Die letzte Reaktion der Beteiligten ist zu meiner Enttäuschung so ausgefallen wie erwartet.

Ich habe mich distanziert, ich gehe mit einen lachenden und einem weinenden Auge.

Das lachende freut sich, dass nun endlich ein Schlussstrich gezogen ist unter dem, was schon lange keinen Sinn mehr ergab. Aber es brauchte die vielen kleinen Unstimmigkeiten, um zu mir zu finden, und um meiner Wahrnehmung zu trauen.

Das weinende ist traurig, dass ich keinen Weg finden konnte um mit den anderen zusammenzubleiben und gleichzeitig meine Würde zu wahren. Es ist das übliche Thema wie früher, als meine Mutter mich angefleht hat um des lieben Frieden willens den Mund zu halten, und ich es nicht konnte.

Heute verstehe ich das, es ist mein Ruf auf Missstände aufmerksam zu machen und das Unaussprechliche anzusprechen, koste es was es wolle. Nur dann lebe ich authentisch, das gehört zu mir dazu, das lässt sich nicht ausmerzen, auch nicht durch drastische Maßnahmen.

Und zu diesem Unaussprechlichen gehört auch das: niemand, den ich kenne hat sein Wunschgewicht erreicht. Es gibt die, die mit Reglementierungen oder Übergeben ihr Gewicht gehalten hatten, die also schon dünn waren, die mit dem Konzept insgesamt gut zurechtkommen und mehrheitlich das Gewicht halten. Aber diese Menschen waren schon dünn.

Die Dicken unter uns, die ich kenne, habe entweder etwas abgenommen und wieder zugenommen, oder nicht abgenommen oder ein wenig abgenommen und dann nicht mehr. Ich kenne niemanden, der dick war und nun mit seinem Gewicht zufrieden ist.

Mein Fazit: das kann es nicht sein. Zum Abnehmen ist das nicht der richtige Weg.

Um von der Esssucht geheilt zu werden schon. Denn esssüchtig bin ich nicht mehr, hier habe ich das Therapieziel vollumfänglich erreicht.

Das hätte ich nicht erwartet, dass nicht mehr esssüchtig sein nicht automatisch dünn sein bedeutet. Deswegen funktioniert es auch gut, bei denen, die schon dünn sind. Die müssen nicht mehr abnehmen.

Tja und nun, nicht mehr esssüchtig aber immer noch dick, wenn mir das mal einer vor ein Paar Jahren erzählt hätte!

Ich habe keine Ahnung wie es mit der Gewichtsproblematik weitergeht. Ich weiß nur, dass ich weiter meinen Weg gehen werde, mich von allen Dingen und Konzepten zu reinigen, die nicht mehr zu mir passen.

Ich behalte nur das was mir weiterhilft, die Liebe. Möge die Liebe und das Licht des Universums durch mich hindurch wirken und mich leiten, denn ich weiß nichts, ich kann es nicht alleine lösen.